Die Sehnsucht einer Spätsommernacht – Gedankensplitter

So mild ist das Wetter!
Langsam bricht die Nacht herein.
Und die Sichel des Mondes weist mir den Weg!
Ich wünschte es wäre noch Sommer!
Als wäre ich unbeschwerter…
Als wäre ich glücklicher…
Wenn…
Ich horche in die junge Nacht.
Heute kein Grillenzirpen.
Den Musikern ist die Puste ausgegangen.
Unvermittelt bleibe ich stehen.
Blicke nach oben.
In das Dunkel über mir.
Wo ein paar Sterne aufgegangen sind.
Eine leise Schwermut befällt mich.
Ich weiß nicht wieso.
Aber ich möchte ein Kind sein.
Wieder.
Als ich noch nichts hinterfragte.
Als ich die Dinge des Lebens einfach nahm.
Eindimensional.
Warum muss ich allen Dingen auf den Grund gehen?
Jetzt?
So vieles tut weh zu wissen.
Noch mehr schmerzt die Ungewissheit.
Manche Fäden lassen sich nicht entwirren.
Nie…

Der Mond scheint nur einen Steinwurf entfernt zu sein.
Er steht mitten im Dunkel der Nacht.
Kurz vor dem Untergehen.
Ich starre ihn unsicher an.
Als würde ich eine Antwort von ihm erwarten.
Auf all meine Fragen.
Aber keine Vision ergreift von mir Besitz.
Und ich wende mich wieder ab.
Setze meinen Weg fort…
Ich sollte nicht so viel über andere Leute nachdenken.
Ich weiß.
Die Meinung der Menschen braucht mich nicht zu interessieren.
Oder gar zu beeinflussen.
Ich bin ich.
Ich stehe für mich.
Trotzig denke ich das.
Niemand muss mich verstehen.
Niemand muss mich mögen.
Oder für mich einstehen.
Das tue ich schon allein.
Ganz allein.
Falls es nötig ist…
Allein zu sein…
Das ist nicht mehr das Schlimmste.
Längst nicht mehr.
Schlimmer sind Lüge und Manipulation.
Ich mache mir keine Schuldgefühle mehr.
Wegen nichts und niemand.
Ich muss niemandes Liebkind sein.
Oder um jemandes Gunst und Wohlwollen buhlen…
Meine Fäuste ballen sich.

Es wird dunkler.
Die Lichter der Siedlung blinken auf.
Bald bin ich daheim.
Rasch setze ich meine Schritte.
Als liefe ich vor mir selber davon.
Heim.
Das ist nur dort, wo ich schlafe.
Bis ich aufwache.
Und wieder fortgehe von daheim…
Daheim ist wo man geborgen ist…
Aber wo bin ich schon geborgen?
Bitterkeit steigt in mir auf.
Bitterkeit und Härte.
Ich ziehe mich zurück von dem Gedanken.
Fixiere wieder den Mond.
Der mir vorausgeht.
Mitten durch die Siedlung schon.
Wenn ich noch einmal jung wäre…
Ich würde so vieles anders machen.
Alles!
Es begehrt in mir auf.
Ich ringe kurz nach Luft.
Dann bleibe ich stehen.
Der Mond ist zwischen den Häusern der Siedlung verschwunden.
Eine Träne fließt über mein Gesicht.
Einsam.
Ich spüre sie kaum.
Der Sommer ist vorbei…

Vivienne/Gedankensplitter

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