Herbstgemälde

Alle Farben dieser Welt.
Prachtvoll leuchten sie in der Natur.
Verschwenderisch verteilt von einem großen Maler.
Er versteht sein Handwerk.
Da eine Fassade überwuchert von Wildem Wein.
Ganz in Rot.
Dort ein Rapsfeld in strahlendem Hellgelb.
Die anmutige Lärche ist in Braungelb gehüllt.
Ihre Nadeln wird sie bald verlieren.
Dazwischen frisches Grün.
Auf abgeernteten Feldern.
Fast wie im Frühling.
Aber der Anblick täuscht.
Wir feiern das Abschiedesfest des Sommers.
Der noch einmal alles aufbietet.
Auf seiner Tafel.
Die reich gedeckt ist.
Pilze und Nüsse.
Beeren und Maiskolben.
Äpfel und Kürbisse.
Greifen wir zu, solange das Fest noch dauert…

Ich sehe einem Vogel am Himmel zu.
Bald gesellt sich noch zweiter dazu.
Schließlich fliegt ein halbes Dutzend Artgenossen Formation.
Kreisel und Bögen.
Lange Gerade.
Überraschende Wechsel.
Aber miteinander im stummen Einklang.
Schließen stieben die einzelnen Flieger auseinander.
Verstreuen sich in alle Winde.
Mein Auge vermag ihnen nicht mehr zu folgen.
Bis sie an einem andern Punkt des Himmels wieder zusammenfinden.
Neue Kreise ziehen.
Und mit dem Blau schließlich zerfließen…

Blasse Wolkenstreifen da und dort.
Der Himmel ist nur blass gefärbt.
Bei all den bunten Farben sonst.
Die Sonne sieht mich an.
Mitten ins Gesicht.
Doch diesmal widerstehe ich ihrem Blick.
Im Sommer musste ich die Augen schließen.
Zu machtvoll war ihr Anblick.
Zu machtvoll und zu stark…
Die Sonne ist müde geworden.
Sie kann mich nicht täuschen.
Und sie wird gehen.
Mit dem Sommer.
Wenn die Nebel erst bleiben.
Mit ihrem Mantel des Todes.
Sie werden bleiben.
Oft tagelang.
Und die Sehnsucht wird in uns wachsen.
Die Sehnsucht nach dem Licht…

Vivienne/Gedankensplitter

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