Lasst mich doch in Ruh‘! – Gedankensplitter

Lasst mich doch in Ruh’!

Weihnachtszeit!
Spendenzeit!
Bettelbriefe in der Post!
Jeden Tag!
Mein Briefkasten quillt über…
Und ich soll geben.
Geld.
Viel Geld…
Große Kulleraugen!
Kindertränen!
Oder tragische Schicksale.
Alles soll an mein Herz rühren!
Meine Brieftasche.
Ich soll sie öffnen.
Und spenden…
Ich stöhne.
Wer?
Wer will da alles etwas von mir?
Und woher?
Haben die alle meine Adresse?
Das meiste.
Ich werfe es weg.
Ungelesen.
Ich habe keinen Goldesel.
Ich bin kein Millionär.
Ich kann nicht ständig geben…

Manche Briefe.
Sie enthalten kleine Präsente.
Notizblocks.
Schlüsselanhänger.
Adresspickerl.
Grußkarten.
Oder auch Adventkalender .
Ich denke mir oft.
Würde man sich das sparen.
Samt dem Porto.
Man würde sich viel Geld sparen.
Für die armen Leute.
Für die kranken Kinder.
Für die elternlosen Babys.
Für die verstümmelten Minenopfer.
Ich soll ein schlechtes Gewissen bekommen.
Ich weiß.
Aber meistens…
Da werde ich eher wütend.
Ich bin doch nicht reich!
Ich muss hart arbeiten.
Für mein Geld!
Darf ich es nicht für mich ausgeben?
Für mich allein?

Lasst mich in Ruhe!
Mit euren penetranten Schreiben!
Manchmal möchte ich das schreien.
Wahllos jemanden anrufen.
Von diesen Organisationen.
Und fragen:
Wisst ihr eigentlich?
Was mich mein Leben kostet?
Kein Leben in Luxus.
Ohne große Besitztümer.
Ich habe kein Auto.
Ich könnte es mir auch nicht leisten.
Ist es falsch nicht zu spenden?
Weil ich mein Geld selber brauche?
Bin ich ein Egoist?
Oder einfach herzlos?
Ich wäre gespannt auf die Antwort.
Ich wäre es sehr.
Aber ich rufe nicht an.
Ich werfe die Briefe weg.
Kilos von Müll.
Jeden Advent.
Allein bei mir…

Vivienne/Gedankensplitter

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