Lillys Gedanken zur Eitelkeit

Die Eitelkeit vieler Menschen wirkt vor allem deshalb so unerträglich,
weil sie die Eitelkeit der anderen stört.
Jacques Duval

Eitel ist wohl jeder Mensch.
Auf seine Art und Weise.
Individuell.
Unverwechselbar.
Der eine hält sich für unwiderstehlich gut aussehend.
Und dass er jede Frau bekommt.
Zumindest wenn er sie will…
Der andere ist stolz auf seinen klugen Kopf.
Dass ihm niemand etwas vormacht.
Dass er die Fäden immer in der Hand hält…
Eitel wie ein Pfau…
Ein Rad drehen.
Sich an sich selbst suhlen.
Am Äußeren.
An dem, was man darstellt.
Oder an dem, was man kann und weiß…
Ist Eitelkeit falsch?
Ich denke nicht.
Mehr als alles andere ist sie menschlich…
Sehr menschlich sogar.

Eitelkeit macht aber auch verwundbar.
Nicht nur angreifbar.
Sondern regelrecht manipulierbar.
An einer Stelle, an der man sich so gut fühlt.
Eigentlich.
Man könnte sich nämlich umschmeicheln lassen.
Und dabei in eine Richtung manipuliert werden.
Die nicht immer wünschenswert ist.
Für einen selbst…
Das passiert auch mir.
Immer wieder.
Neulich versuchte das eine Bekannte bei mir.
Dazu muss ich erläutern.
Unser Verhältnis ist schlecht.
Sie hatte versucht mich zu bescheißen.
Formulieren wir es ruhig so hart.
Mehrfach.
Und ich lasse sie seither anlaufen.
Immer wieder.
Obwohl sie alles nur als Missverständnis darzustellen versuchte.
Obwohl sie sich einzuschmeicheln bemühte…
Sie lässt einfach nicht locker.
Einen ihrer Versuche möchte ich Ihnen gerne näher erläutern.
Weil er gar so kurios war…

Ich schreibe viel und gerne.
Sie wissen das.
Darauf bin ich auch stolz.
Weil ich die Menschen damit in ihrem Innersten berühre.
Diese Bekannte weiß das.
Und so inszenierte sie neulich ein Telefongespräch mit ihrem Freund.
Neben mir.
So dass ich es hören musste.
Ganz gezielt.
Zuerst plätscherte das Telefonat belanglos dahin.
Dahin steuerte sie es auf die Bohnenzeitung hin.
Und dass ich, Ihre Bekannte, dort schreibe.
Und eine eigene Homepage habe…
Ich lauschte dem Gespräch zuerst erstaunt.
Dann fassungslos.
Schnell begriff ich die wahre Absicht.
Die Bekannte kam nach dem Telefonat sofort zu mir.
Mit diesen tollen Neuigkeiten!
Ihr Freund wäre schon so lange ein Fan von mir.
Er liebe meine Gedichte und Geschichten.
Er wäre begeistert von ihnen.
Und er drucke sie sich sogar aus…
Welch ein Zufall!

Natürlich hatte ich die Farce längst durchschaut.
Und ich ließ die Bekannte wieder anlaufen.
Kalt.
Wie seit Monaten.
Ich konnte nur den Kopf schütteln.
Sie war gar nicht so dumm.
Und dabei unglaublich berechnend.
Sie hatte versucht das Eis zwischen uns zu brechen.
Mit dieser unglaublich dummen Geschichte.
Wie aus einer zweitklassigen Komödie.
Und mich zu biegen versucht.
Über meine Eitelkeit…
Keine Frage.
Die Frau weiß worauf es ankommt.
Wie man einem Menschen Honig um’s Maul schmiert.
Wie man ihn bei seiner Eitelkeit packt.
Um das eigene Ziel zu erreichen.
Und sie kennt mich gut.
Aber doch nicht gut genug.
Ihr Bemühen.
Ihr scheinbar wohl überlegter Trick…
Ich durchschaute ihn.
Weil ich sie durchschaut habe.
Und mir meiner Schwäche sehr wohl bewusst bin.
Meiner Eitelkeit…

Vivienne/Lilly

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