Lust – Gedankensplitter

Oft schläft sie wochenlang in mir.
Oder gar Monate.
Die Lust.
Bis mich das Feuer wieder erfasst.
Irrwitzig.
Fast fiebernd agiere ich dann.
Unruhig.
Wie aufgeladen.
Und ich weiß.
Die Sehnsucht in mir muss gestillt werden.
Ich merke es an mir.
Wenn ich mich im Spiegel betrachte.
Ein Blick in meine Augen genügt.
Ich sehe die Flammen lodern.
Und ich weiß.
Heute Abend muss es passieren…

Ich kenne mich selber nicht.
So sehr bin ich auf Distanz.
Normalerweise.
Gewählt und kühl drücke ich mich aus.
Aber heute schleiche ich durch die Straßen.
Den Mund grell rot angestrichen.
Die Fingernägel in derselben Farbe.
Und ich zeige ein üppiges Dekolletee.
Durch nichts gebändigt.
Durch einen Hauch von Nichts verborgen.
Und für meine Schuhe brauche ich fast einen Waffenschein…
Hohe, spitze Absätze.
Und feuerrotes Leder…
Fast immer das selbe Prozedere.
In einer fragwürdigen Bar spreche ich jemanden an.
Dann gehe ich mit diesem Mann mit.
Dem ich mich schenke.
Für eine Nacht.
Ich lasse mich erniedrigen.
Ich lasse mich demütigen.
Ich schlafe mit diesem Mann.
Ich gehöre ihm.
Bereit für all das obszöne Tun.
Dem ich mich normalerweise verweigere.
Und genieße doch jeden Augenblick…
Irgendwann am Morgen komme ich heim.
Mit einem Lächeln im Gesicht.
Zufrieden.
Die Lust in mir wurde gestillt.
Ich fühle mich gut.
Sehr gut…
Wunschlos.
Bis die Lust wieder aufsteigt in mir.
Und zu fordern beginnt…

Es gibt Tage, da fühle ich mich schmutzig dafür.
Sehr schmutzig.
Billig.
Hurenhaft.
Und eine Leere kriecht durch meinen Körper.
Ein Traum steigt in mir auf…
Einmal gehalten zu werden.
Zärtlich und liebevoll.
Und nicht grob und begehrend.
Geliebt zu werden.
Und nicht genommen…
Dann möchte ich weinen.
Aufschreien.
Aber der Wunsch erstickt leise.
Ich weiß genau.
Ich kann nicht mehr lieben.
Nie mehr.
Nach all den grausamen Enttäuschungen.
Ich stille nur mehr die Lust in mir.
Das Verlangen des Fleisches.
Nein.
Ich sage niemandem mehr:
Ich liebe dich.
Ich öffne nur mehr meine Schenkel.
Wenn die Lust in mir tobt.
Und ich gehöre jedem.
Wenn es passt.
Ich gehöre jedem.
Wenn er nur bereit ist mich zu ficken…
Liebe?
Ich habe sie aus meinem Leben gestrichen.
Ich pflege nur mehr meine Lust.
Dann, wenn das Tier in mir aufbegehrt.
Dann lebe ich.
Sonst nicht…

Vivienne

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