Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Juli 2004



Adieu

Kennst du dieses Gefühl?
Etwas im Leben scheint sich immer zu wiederholen.
Auch wenn man es anfangs nicht glaubt.
Auch wenn man sich sicher ist, ein anderen Weg eingeschlagen zu haben.
Man lernt neue Leute kennen.
Lebt in einer andern Umgebung.
Und ist sich sicher, die Vergangenheit abgestreift zu haben.
Diesmal ganz sicher.

Welch ein Trugschluss!

Weißt du, was ich meine?
Als ich Klaus kennen lernte, dachte ich nicht einen Moment daran.
Daran, dass ich mich in ihn verlieben könnte.
Anfangs hab ich ihn nicht einmal wahrgenommen.
Aber ich irrte mich.
Liebe auf den 100. Blick.
Könnte man sagen.
Das gibt es.
Und er schien mir die Antwort auf alle Gebete.
All mein Leid schien schon durch seine bloße Präsenz Sinn zu bekommen.
Endlich ein Mann, der mich liebte.
Um meiner selbst willen!
Der mich nicht betrog.
Der mich nicht schlug.
Aber sein harmloses Äußeres trog.
Nicht dass ich es gleich merkte.
Erst als ich zufällig eine Rechnung suchte.
Und dann mit einer Vorstrafe von ihm konfrontiert wurde.
Er bestritt es nicht…
Aber er verharmloste es.
Er war ja noch so jung gewesen.

So jung nun auch nicht.

Aber ich redete mir ein, es wäre so.
Weil ihn mir schon wieder das Grauen aufstieg.
Das Grauen und die Angst…
Gut, betrogen hat er mich nicht.
Wenigstens das nicht!
Aber auf Dauer brauchte er mein Geld.
Alles, was ich hart verdiente.
Und als er zuschlug, weil ich es ihm nicht mehr geben wollte.
Wurde mir klar, dass ich mich wieder geirrt hatte.
Dass ich wieder in der Spirale des Leids gefangen war.
Aus der ich einfach nicht herauskomme…
Nie mehr….

Hörst du, ich kann nicht mehr!
Ich will nicht mehr.
Immer wieder Hoffnung.
Immer wieder Betrug.
Immer wieder Gewalt.
Was hat mein Leben für einen Sinn?
Kannst du es mir sagen?
Ich wünsche mir doch nur ein wenig Glück.
Geborgenheit.
Wärme.
Liebe, die echt ist.
Ist das zu viel verlangt?
Ist das zu viel verlangt??????
Ich fühle mich gerade wie ein Spielball irgendwelcher Mächte.
Die ihren Spaß daran haben, mich zu martern.
Aber ich spiele nicht mehr mit.
Nein, es hat ein Ende.
Endgültig.
Nein.
Lauf nicht zum Telefon.
Es wird nichts mehr bringen.

Vor zwei Minuten hab ich die Schlaftabletten genommen.
Einen Überdosis.
Natürlich.
Der nette Nachbar wartet schon.
Ihm gebe ich den Brief mit.
Er hat ja keine Ahnung.
Und wenn die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist.
Werde ich mich mit aufgeschnittenen Pulsadern in die Badewanne setzen.
Ein langsames Sterben.
Ich habe dich gern gehabt.
Mein treuer Freund.
Du hättest wohl alles für mich getan?
Nicht wahr?
Aber dich hab ich halt nie geliebt…
Ironie des Schicksals.
Wenn du diesen Brief liest, ist es längst vorbei.
Und ich habe es hinter mehr.
Ich grüße dich zum Abschied.
Mein Fels in der Brandung.

Denk manchmal an mich…

Vivienne

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