Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  November 2004



Ein paar Blumen…

Aha.
Ein Strauß Orchideen.
Cremefarben.
Du gibst dir wirklich alle Mühe.
Es soll mir wohl den Grund unseres Treffens versüßen.
Du hast ein bitteres Bobon für mich bereit.
Ich weiß es genau.
Hübsch verpackt.
Aber nichts desto Trotz Bitter.
Herb.
Und ich muss reinbeißen.
Ich weiß es längst.
Du musst mir nichts mehr vormachen.
Deshalb auch kein enttäuschter Blick.
Und auch kein Kuss…

Du wolltest dieses Treffen.
Und ich erinnere mich.
An unser erstes Rendezvous.
Vor vier oder fünf Jahren.
In einem kleinen Lokal.
Damals hattest du auch Blumen mit.
Gerbera.
Ein bunter Sommerstrauß.
Was war ich verliebt!
Was war ich davon überzeugt…
…dass du sie irgendwann verlassen würdest.
Deine Frau!!
Trotz des Kindes.
Trotz eurer zehnjährigen Ehe.
Ich baute darauf.
Dass ich jünger war wie sie.
Hübscher.
Und so viel begehrenswerter.
Das musste doch den Ausschlag geben.
Oder?
Eben nicht.
Sie hat mich toleriert.
Und darauf gebaut, …
Dass du sie nie verlässt.
Wegen eures Kindes.
Wegen der gemeinsamen Firma.

Recht hat sie behalten.
Ich wollt es zuerst nicht glauben.
Es geht nicht.
Noch nicht.
Wegen unseres Sohnes…
Er ist noch zu klein, das zu verstehen.
Natürlich.
Ein Jahr darauf war es die schlechte Austragslage.
Unmöglich, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen.
Du hast es dir leicht gemacht.
Sehr leicht sogar.
Du bist den bequemen Weg gegangen.
Um uns beide zu besitzen.
Deine Frau wie mich.
Sie repräsentierte für dich nach außen.
Ich war die, für die du nur ab und an Zeit hattest.
Bei Gelegenheit.
Die du besessen hast für deine Leidenschaft.
Darum hast du auch die Abtreibung bezahlt.
Ja, ich war schwanger.
Aber unser Kind war dir nie wichtig…
Das hat meine Hoffnung zerstört, dich jemals für mich allein zu haben.

Vor vierzehn Tagen hab ich dir ein Ultimatum gestellt.
Ich oder sie.
Obwohl ich die Antwort längst kannte.
Aber ich wollte sie von dir hören.
Für mich…!
Du wirst sie nicht verlassen.
Niemals.
Darum die Blumen.
Darum das feine Restaurant.
Und das herrliche Armband, das du mir geschickt hast.
Ich bin nicht mehr so naiv.
Aber ich habe auch eine bittere Pille für dich.
Ich werde dich verlassen.
Endgültig.
Ich bin keine Zweitfrau.
Und ich habe jemand besseren verdient.
Jemand, der mich liebt…
Und nicht nur benutzt.
Nein, das Armband kannst du behalten.
Ich will es nicht!
Schenke es doch…
…meiner Nachfolgerin!

Vivienne

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