von Vivienne – März 2005
Die endlos langen Beine…
Hartmut Werndl saß an seinem Schreibtisch.
Er werkte am Computer.
Schaute ein paar Funmails von Kollegen durch.
Merkbar desinteressiert.
Ab und an blickte er auf die Uhr.
Holte sich einen Kaffee vom Automaten.
Rührte gedankenverloren um.
Der Kollege Bauer blickte ihn grinsend an.
Na, Harti?
Verliebt?
Hartmut zuckte zusammen.
Warf Bauer einen bösen Blick zu.
Du hörst schon wieder das Gras wachsen.
Lass diese Albernheiten!
Bauer lachte.
Treffer, was?
Wer ist es denn?
Die neue Blonde vom Chefsekretariat?
Hartmut riss sich zusammen.
Nur nicht debattieren!
Er musste sich das nicht antun.
Wirklich nicht
Nach der Arbeit fuhr Werndl mit dem Wagen heim.
Er wohnte in der Vorstadt.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hätte er eine halbe Ewigkeit gebraucht.
Heute geriet er in einen Stau.
Hartmut ärgerte sich.
Er wusste nicht warum.
Normalerweise war er die Ruhe selbst.
Normalerweise hätte er sich auch in der Arbeit nicht aufgeregt.
Was war los mit ihm?
Werndl dachte an das Blind Date vor drei Tagen.
Und an Serena.
Ihr wunderschönes Gesicht.
Und die endlos langen Beine
Bauer hatte nicht unrecht gehabt.
Serena es ihm angetan
Sie
Das Hupen des Fordlenkers hinter ihm riss ihn aus den Gedanken.
Grüner wurde die Ampel sicher nicht.
Bei Gelb fuhr er in die Kreuzung ein.
Es war ihm egal.
Minuten später parkte er das Auto in einer Seitenstraße.
Und ging die hundert Meter zu Fuß zu seinem Wohnblock.
Werndl fuhr mit dem Lift.
Er ging nicht gern zu Fuß.
Auch wenn es nur der erste Stock war.
Sperrte die Wohnung auf.
Schaltete das Licht ein.
Ging fast mechanisch zum PC.
Neue Mails?
Fast nur Spam.
Aber da!
Eine Mail von Serena.
Hallo, mein Lieber?
Warum bist du nicht mehr online?
Ich hab dich gestern im Chat vermisst.
Stimmt was nicht?
Alles Liebe, Serena
Hartmut bekam Schweißperlen auf der Stirn.
Eine starke Erregung ergriff ihn.
Sollte er zurück schreiben?
Hartmut schüttelte den Kopf.
Nein.
Er durfte nicht.
Nein.
Hartmut ging ins Bad.
Zog sich aus.
Duschte.
Fast eiskalt.
Nach zehn Minuten fror er wie im tiefsten Winter.
Doch die Erregung war noch immer da.
Immer hatte er Serena und ihre langen Beine vor den Augen.
Werndl rubbelte sich mit dem Handtuch trocken.
Nackt ging er ins Schlafzimmer.
Begann im Kasten zu kramen.
Und trat unvermittelt vor den Spiegel.
Betrachtete seinen Körper.
Den leichten Bauchansatz.
Die behaarte Brust.
Ob Serena sein Körper gefallen würde?
So schön wie sie war
Sein Blick blieb an seinem Penis haften
Blitzartig drehte sich Hartmut wieder um.
Presste die Augen zusammen.
Stampfte mit dem Fuß auf
Nein!
Er durfte sie nicht wieder sehen!
Bauer legte sich auf die Couch.
Versuchte zu schlafen.
Dachte immer wieder an Serena
Zwei oder drei Monate war es her gewesen.
Da hatte er Serena im Chat getroffen.
Das übliche Geplänkel.
Ein wenig frivol und anzüglich.
Immer wieder.
Denn Serena war der Star einer Transvestie-Show.
Und hieß eigentlich Jürgen.
Das hatte er von Anfang an erzählt.
War auch kein Problem für Hartmut.
Im Chat hatte er schon ganz andere Kaliber kennen gelernt.
Schräge Vögel aller Art
Und vor ein paar Tagen hatten sie sich getroffen.
Jürgen in voller Montur.
Hinreißend geschminkt.
Und in einem geschlitzten langen Kleid.
Blutrot.
Endlos lange Beine.
Hartmut wusste nicht, was ihm da passiert war.
Aber eines konnte er nicht leugnen.
Er hatte sich in Serena leidenschaftlich verliebt
In einen Mann!
Hartmut richtete sich auf.
Verdammt.
Er war schwul.
Er hatte es nie geahnt.
Nicht im Geringsten.
Obwohl ihm an Sex nie viel gelegen war.
An Sex mit Frauen.
Freundin hatte er auch nur selten eine.
Frauen gingen ihm meistens auf den Geist.
Er fühlte sich allein recht wohl.
Jetzt wusste er auch warum.
Seit dem Blind Date träumte er Tag und Nacht von Sex.
Von Sex mit Serena.
Einem Mann
Hartmuts Hände zitterten.
Wenn seine Eltern das ahnten!
Der Teufel wäre los
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