Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  März 2005


Für immer jung?

Auf der Titelbild der Zeitung das Bild einer schönen Frau.
Ein wenig kokett gekleidet.
Sehr verführerisch.
Jugendlich.
Und sehr schön.
Noch immer.
Denn sie ist schon fünfzig Jahre alt.
Eine Schauspielerin.
Mit Kindern.
Erwachsenen Kindern.
Und Enkeln.
Brillant ins rechte Licht gerückt.
Eine Frau, von der Männer träumen.

Schönheit.
Bestimmt den Marktwert.
Den Marktwert einer Frau.
Nicht nur, wenn sie Schauspielerin ist.
Oder Modell.
Popstar.
Auch in so genannten normalen Berufen.
Frauen färben sich die Haare.
Geben ein Vermögen für Kosmetika aus.
Um zu gefallen.
Im Beruf.
Und dem geliebten Mann.
Angst vor dem Altern bestimmt ihr Leben.
Angst vor dem Altern.
Heißt auch ein wenig:
Angst nicht mehr geliebt zu werden.
Nicht mehr anerkannt zu werden.
Und:
Angst vor dem Tod.
Ganz besonders auch Angst vor dem Tod.

Altern heißt für viele:
Sich dem Tode nähern.
Dem Ende des Lebens.

Alt werden will jeder.
Alt sein keiner.

Johann Nestroy erkannte das schon vor langer Zeit.
Sich die Schönheit zu bewahren.
Heißt auch ein bisschen:
Dem Tod ein Schnippchen schlagen.
Ihn Hinauszögern.
Aber ist das nicht Selbstbetrug?
Ich kann mir jedes graues Haar ausreißen.
Oder färben.
Wenn es nicht mehr anders geht.
Mir Tonnen an Cremes ins Gesicht schmieren.
Und Falten mit viel Farbe abdecken.
Die Haut straffen lassen.
Aber ich bin trotzdem so alt wie ich bin.
Nicht einen Tag jünger.
Auch wenn ich vielleicht jünger aussehe.
Im rechten Licht betrachtet.

Schönheit.
Jüngeres Aussehen.
Weniger Falten.
Sie garantieren kein Glück.
Aber übertrieben gesucht.
Nehmen sie mir die Chance in Würde zu altern.
Ich muss deswegen nicht hässlich sein.
Oder ungepflegt.
Ich darf meine Schönheit pflegen und hegen.
Durchaus.
Auf jede Weise.
Aber:
Auch ein makelloser Körper schützt nicht vor dem Tod.
Er kommt so oder so.
Wenn es an der Zeit ist.
Darum:
Nicht an die Jugend klammern.
Nicht ans Leben klammern.
Mit aller Gewalt.
Alter und Tod sind auch eine Gnade.
Ein Geschenk.
Wäre es nicht furchtbar?
Ewig dieses eine Leben zu leben?
Hundert Jahre?
Oder noch viel länger?
Das halbe Leben vergessen…
Vor allem die Jugend.
Einen ausgemergelten Körper.
Womöglich eine unüberschaubare Zahl an Verwandten.
Leben wird zur Last.

Stellen wir uns das vor!

Altern gehört zum Leben.
Wie der Tod.
Beides macht genau betrachtet.
Das Leben erst erträglich…

Vivienne

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