Neue Bohnen Zeitung

 


Achterbahn der Gefühle

Nicht, dass du mir was versprochen hast.
Nicht, dass du mir je was versprochen hättest.
Trotzdem sitze ich auf dem Stuhl und starre mein Handy an.
Warte darauf, dass du anrufst.
Warte darauf, dass sich dann der Druck in mir, in meinem Innern, löst und ich wieder lächeln kann…
Für ein paar Momente.
Vielleicht für ein paar Stunden.
Je nach dem.
Aber den Gefallen tust du mir nicht.
Warum auch?
Du liebst mich nicht.
Unmissverständlich hast du es mich wissen lassen.
Ohne das Wort Liebe überhaupt in den Mund zu nehmen.
Es hätte keinen Sinn.
Du wärst nicht bereit.
In einen Abgrund hast du mich gestürzt damit.
Nach all den Wochen, in denen ich mich, ohne es wirklich zu wollen, in dich verliebt habe.
Und so glücklich war.
Weil ich glaubte, du liebst mich auch.
Verliebt.
Warum überhaupt?
Ich versteh es ja selber nicht.
So besonders gut siehst du nicht aus.
Du hast keinen umwerfenden Charme.
Kein gewinnendes Lächeln macht dich unwiderstehlich.
Im Grunde bist du so normal.
Jeder könnte so sein wie du.
Du fällst nicht auf.
Aber mir bist du schon aufgefallen.
In der Bibliothek, in der ich öfter war.
Weil du so nett warst.
Ein wenig schüchtern, aber nett.
Weil ich mit dir reden konnte.
Weil wir dieselben Bücher lasen.
Weil du fast immer Zeit hattest, wenn ich ein Anliegen hatte.
Freundlichkeit und ein gewisses unleugbares Interesse von dir hatte ich mit Liebe verwechselt.
Wunder war es im Grunde keins.
Was ich mir mit dem anderen Geschlecht schon alles mitgemacht hatte!
Du warst so erfrischend normal dazu im Vergleich.
Normal, das richtige Wort.
Andere würden sagen: langweilig…
Vielleicht langweilig aber nicht verliebt.
Nicht verliebt in mich.
Nicht verliebt in irgendwen?
Ich weiß es nicht.
Und ich beiße meine Fingernägel, während ich mir wünsche, dass du anrufst.
Was bin ich doch für eine Närrin!
Es ist doch egal, was du tust und lässt.
Es ist mir einerlei, hörst du?
Geh doch hin, wo der Pfeffer wächst!
So bieder, so harmlos.
So nett.
Und ich komme nicht los von dir.
Ich versteh es einfach nicht.
An dir ist nichts Besonderes.
So viele Männer laufen auf dieser Welt herum…!
Aber ich kann mich nicht von dir trennen.
Fünf Wochen bin ich dir nach deiner Abfuhr aus dem Weg gegangen.
Dann war alles beim alten.
Wir sehen uns ein oder zwei Mal in der Woche.
Wir lachen, wir scherzen.
Trinken einen Kaffee oder zwei.
Und essen vielleicht mal ein Stück Kuchen dazu.
Du sagst mir nette Dinge.
Ich sage dir nette Dinge.
Manchmal rufst du an.
Und ich fühle mich gut dabei.
Du scheinbar auch.
Du siehst was ich empfinde.
Jeder sieht es.
Aber du hast nicht den Mut, mir wieder zu sagen, dass du mich nicht willst.
Warum?
Liegt es vielleicht daran, dass du selber sehr einsam wärst, wenn ich ginge…?
Aus deinem Leben verschwinde….
Diesmal für immer…
Du brauchst mich.
Du saugst mich aus.
Du benutzt mich.
Genau wie die anderen Männer, die ich schon kannte.
Auf eine andere Weise halt.
Das Muster ist dasselbe.
Ich weiß es genau.
Schon sehr lange.
Aber ich kann den Gordischen Knoten nicht durchschlagen.
Du bist der Vampir.
Ich bin das Opfer.
Paralysiert.
Und ich brauche die Abhängigkeit.
Auf einer Einbahn der Gefühle.
Auf einer Achterbahn der Liebe.
Ich habe Angst.
Angst, wenn die Straße aus ist.
Und ich nicht mehr weitergehen kann.
Wenn die Selbstlüge offenbar wird.
Gott, ich hasse mich…

Gedankensplitter

 

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