Septembermorgen – Gedankensplitter

Der Wind wirbelt meine Haare durcheinander.
Mühelos schwingt er die Sträucher beim Haus hin und her.
Und reißt die Äste der Bäume ungestüm herum.
Ein Morgen am September.
Und der Himmel so prachtvoll blau.
Wie ein Kuss im Sommer…
Ich blicke nach oben.
Nehme das Blau in mich auf.
Dass noch einmal den Sommer verspricht.
Zumindest einen Hauch davon…
Das Grün der Felder leuchtet noch so satt.
Vermeintlich.
Aber einige Felder sind schon abgeerntet.
Ihr Braun wirkt nüchtern.
Da und dort ein buntes Blatt in den Bäumen.
Und die Lärche beim Nachbarn färbt sich schon gelb…
Der wilde Wein an der Haustür wuchert noch.
Die dunklen Beeren bieten sich fast an.
Doch sie schmecken bitter.
Eine Erinnerung blitzt auf.
Als ich als Kind einmal kostete.
Ich spuckte nur mehr.
So übel war der Geschmack…

September.
Fast könnte noch Sommer sein.
Fast.
Und trotzdem alles anders als vor einem Jahr noch.
Vor einem Jahr schien die Welt in Ordnung zu sein.
Sie war es nicht.
Natürlich nicht.
Aber an meinem Geburtstag damals schien die Sonne auch.
Und ich habe viel gelacht…
Ich trug die neue Jeansjacke.
Die ich auch heute trage.
Zum ersten Mal.
Es ging mir gut.
Ich war eins mit mir selber.
Heute ist es anders.
Ablehnung tut weh.
Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.
Aber fast scheint es, ich würde alles falsch machen.
Im Moment.
Oder ich könnte gar nichts richtig machen.
Alles würde sich negativ auswirken.
Irgendwie…

Ich bin ein sensibler Mensch.
Man würde es nicht glauben.
So robust wie ich wirke.
Aber das bin ich nicht.
Und doch verantwortlich dafür.
Dass ich mir den Kopf darüber zerbreche.
Dass eine Frau ihren Unrat über mich ergießt…
Ich muss mir nichts gefallenlassen!
Ich muss nur ruhig bleiben.
Und zu passender Zeit die Stimme heben.
Sie ist im Grunde ein armer Teufel.
Trotzdem ist ihr Hass auf mich falsch.
Und ich werde ihr entgegen treten.
Wenn es an der Zeit ist…
Die kleine Katze miaut mich kläglich an.
Als wollte sie mir sagen.
Genug gedacht über diese Frau!
Hier bin ich!
Ich bin wichtiger!

Die Katze hat ja so Recht.
Ich stecke die Hände in die Hosentasche.
Stelle mich dem Wind.
Der an der Jacke zieht zerrt.
Du wirst mich nicht umblasen!
Ich bin stärker!
Die Katze sitzt neben mir auf der Straße.
Putzt ihre Pfoten.
Und ich stelle mir vor.
Wie es wäre.
Mit dem Wind davon zu fliegen.
Wie ein bunter Drachen aus Papier.
Auf den Windwogen hüpfen.
Kreise ziehen.
Ohne Leine, die mich wieder zurückholt…

Vivienne/Gedankensplitter

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