Weihnachtsmarkt – Gedankensplitter

Es nieselt leicht.
Grau der Himmel.
Nasskalt fühlt es sich an.
Hier auf dem Weihnachtsmarkt.
Und meine Finger sind eiskalt.
Schon nach wenigen Minuten.
Ich stecke sie in die Jackentasche.
Und stapfe weiter.
Durch das Gedränge.
Blasse Lichter.
Und Punschnasen.
Leute, die kaum noch reden können.
Aber gut duften.
Eau de Glühwein…
Das Wetter.
Es schreckt die Menschen nicht ab.
Alle wollen kaufen.
Alle wollen schauen.
Und ich bleibe stehen.
Da wie dort.
Hier ein längeres Schwätzchen.
Ein paar Stücke eingekauft.
Und da merke ich.
Ich fühle meine Zehen nicht mehr.
Und meine Finger sind klamm…

Ich begebe mich ins nahe Kaffee.
Nehme Platz.
Gleich am Eingang.
Welch ein Glück!
Hier war noch frei!
Bald weiß ich warum.
Es ist zugig hier.
Man spürt es gut.
Wenn die Tür aufgeht.
Oder zu.
Aber die Melange wärmt mich.
Von innen.
Wie von außen.
Friede kehrt ein.
In meiner durchfrorenen Seele.
Ich lasse mich fallen.
In das Stimmengewebe.
Dösig und müde.
Ja, ich könnte noch lange hier sitzen.
Und vielleicht ein Nickerchen halten.
Aber dann zahle ich.
Ein älteres Paar.
Strahlt mich an.
Es ist gerade hereingekommen.
Ist hier etwa frei?
Ich nicke…

Mir ist warm.
Als ich nach draußen gehe.
Ich laufe noch einmal durch den Markt.
Mustere Venezianermasken.
Muranoglas-Schmuck.
Weihrauch liegt in der Luft.
Und wieder lachen zwei Punschdrosseln.
Sie schwanken stark.
Ich schaue ihnen zu.
Schmunzelnd…
Mir passiert das nie.
Liegt das vielleicht daran.
Dass ich weiß, wann ich genug habe?
Die Weihnachtsbeleuchtung geht an.
Die Dunkelheit bricht herein.
Ich laufe zur Straßenbahn.
Hinter mir ein paar Burschen.
Gut gelaunt.
Einer stimmt an.
Feliz navidad.
Feliz navidad…
Textsicher.
Und stimmlich einwandfrei.
Ein Naturtalent.
Vielleicht.
Vielleicht aber.
Beschwingt er mich nur.
Mit diesem fröhlichen Weihnachtslied…
Er könnte singen.
Wie er wollte…

Vivienne/Gedankensplitter

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