Weniger ist mehr… – Gedankensplitter

Hilfe.
Von Mensch zu Mensch.
Ist unverzichtbar.
Die Welt wäre nicht mehr dieselbe.
Wenn es das alles nicht gebe.
Nächstenliebe.
Menschlichkeit.
Uneigennützige Hilfe.
Um der Hilfe willen.
Um des Mensches willen.
Und nicht ob des Eigennutzes…
Manche Menschen.
Sie tragen dieses edle Mäntelchen.
Nach außen hin.
Bepackt mit Menschlichkeit und Edelmut.
Sie tragen es wie Schmuck.
Sie stellen es zur Schau.
Als wollten sie sagen.
Was bin ich nicht gut!
Was bin ich nicht edelmütig…

Und doch kein bisschen von alledem…

Vor Jahren.
Da kannte ich eine junge Frau.
Sie arbeitete in einer großen Firma.
Irgendwo in Salzburg.
Wo ich auch einmal gelebt hatte…
Die junge Frau.
Sie war ganz gern in ihrer Firma.
Bis es überraschend zu kriseln begann.
Im Unternehmen.
Ein Sparpaket wurde geschnürt.
Alle waren von den Kürzungen betroffen.
Aber die junge Frau.
Ganz besonders.
Sie lebte allein in ihrer Wohnung.
Für sie war diese Entwicklung ein Parcours.
In dem es um das nackte Überleben ging.
Von der Firma konnte sie schlecht fort.
Es war noch so viel Geld offen.
Das hätte sie wohl in den Wind schreiben müssen…
Die junge Frau.
Besonders gesellig war sie wohl nie gewesen.
Aber sie zog sich mehr und mehr zurück.
Von ihrer Umwelt.
Wurde eine Einzelgängerin.
Und sie brach ein.
In ihren Leistungen.

Wer hätte ihr das verübeln können?

Nein.
Manchmal brachte sie gar nichts Rechtes mehr zusammen.
Diese junge Frau.
Schließlich war sie zutiefst verletzt.
Sie empfand es als großes Unrecht.
Das ihr da in der Firma passiert war.
Selbst als das offene Geld doch noch kam.
Und die Dinge wieder ihren Gang gingen.
So halbwegs…
Konnte sich die Frau nicht beruhigen.
Sie hatte das Vertrauen verloren…
Zudem hatten manche geglaubt.
Mit einem Mann wäre ihr schon geholfen.
Der Kollegin.
Da würde sie sie nicht mehr spüren.
Ihre Existenzangst.
Zweisamkeit.
Liebe und Harmonie.
Das würde die Frau bestimmt heilen.
Von ihrer Bitterkeit.
Aber die Frau wehrte sich.
Sie hatte ihren Stolz.
Sie wollte sich nicht aushalten lassen.
Ihr war gar nicht nach einer Beziehung.
Im Moment.
Sie wollte einfach sich selbst ernähren können.
Mit ihrer Arbeit.
Sie brauchte das.
Für ihr Selbstverständnis.
Und für ihre Würde.
Begriffen hat das keiner.
Von denen.
Die ihr helfen wollten.
Keiner verstand.
Dass sie nicht einen Mann brauchte.
Zumindest zur Zeit nicht.
Sondern schlicht ein Einkommen.
Von dem sie leben konnte…

Irgendwann ging sie dann.
Die junge Frau.
Sie hielt es nicht mehr aus.
In der Firma.
Wo man sie wie ein Kind behandelte.
So kam es ihr zumindest manchmal vor.
Wo man sie lobte.
Trotz ihrer Minderleistung in der Arbeit.
Und wo man meinte.
Es würde sich alles normalisieren bei ihr.
Hätte sie nur einen Mann.
Der sie durch’s Leben geleitet…
Nein, sie war kein Kind.
Das sich bevormunden lässt.
Auch nicht hilflos.
Oder schutzbedürftig.
Sie wollte einfach keinen Mann.
Der sie versorgte.
Damit sie die Kürzungen hinnahm.
In der Arbeit.
Und trotzdem blieb.
Weil man nicht auf sie verzichten wollte…

Sie ging also.
Die Frau.
Sie hatte eine andere Arbeit gefunden.
Wo man sich weniger sorgte um sie.
So erzählte sie mir damals.
Mit einem spöttischen Lächeln.
Wo man sich weniger sorgte um sie.
Aber gerade deswegen so viel besser war.
Zu ihr.
Man ließ ihr ihre Selbständigkeit.
Und damit ihren Stolz.
Und das brauchte sie mehr.
Sehr viel mehr.
Als jede Hilfe.
Die unnötig war.
Und falsch
Die außerdem im Grunde sehr eigennützig war…
Und sie fast erstickte…

Ich habe sie lange nicht gesehen.
Die junge Frau.
Ich glaube.
Sie ist auch gar nicht mehr so jung.
Aber sie wusste was sie wollte.
Und was nicht!
Wer versteht sie nicht…?

Weniger ist mehr…

Vivienne/Gedankensplitter

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