Aus dem Tagebuch über unsere Katzen – Teil 22

Vor ein paar Wochen habe ich mir folgendes für die Bohnenzeitung notiert:

Mit meinem Kater Hugo geht es in letzter Zeit nicht so problemlos: Es ist jetzt das 2. Mal, dass er im Haus uriniert hat. Er war ja fast den ganzen Winter über fast ausschließlich im Haus gewesen und hat nur gefressen und geschlafen. Das erste Mal, da hat er die ganze Zeit miaut und wollte aber partout nicht hinaus (bei + 4 °C), und dann machte er einfach unter das Bett meines Sohnes. Und beim 2. Mal ist er fast schon gewohnheitshalber einfach in das selbe Zimmer gegangen, mein Sohn stand daneben, und am Teppich war ein Legohaus aufgebaut. Hugo ging einfach hin, hockte sich mitten aufs Lego drauf und ließ es laufen! Ich hätte ihn erschlagen können!

Im Winter war er ja nur nachts draußen, und selbst da schlief er die meiste Zeit, schätze ich. Seit es allmählich wärmer wird, geht er auch am Tag immer mehr raus und nachts sowieso. Außerdem zeigt er Vorlieben, die mir gar nicht gefallen. Er hatte schon immer die Gewohnheit, dass er am Pflaster rund um das Haus gerne seine Mäuse oder Mausteile liegen ließ. Wir hatten aber schon mal eine Katze, da war es extremer, da lagen die Teile und viel Blut usw. immer auf den beiden Teppichen vor der Terrassentür und vor der Haustür. Das ist jetzt sehr selten der Fall.

Nun ist ein ganz spezieller Platz, wo er gern seine Errungenschaften hinterlässt, am Pflaster direkt unter dem Schlafzimmerfenster, das nach Osten ausgerichtet ist. Dort lagen auch schon so manche Vögel, vor allem im Frühling wieder. Aber nun kam es noch schlimmer: Als ich am Morgen den Rollladen im Schlafzimmer öffnete, bot sich mir kein schöner Anblick: da lag der Kopf samt der oberen Hälfte des Körper von einem jungen Hasen da. Da ist ja der Kopf im Verhältnis zum Körper noch relativ groß. Das Teil, das da war, war vielleicht 10 cm lang, und der Hinterleib fehlte. Ich war sehr erschüttert.

Doch schlimmer kam es an einem Sonntag. Mein Mann sagte mir gleich, als ich aufstand, neben der Mülltonne (nicht weit von der Haustür, zum Nachbarn hin) ist eine Blutlache, und es liegen Fellhaare und -teile dort, etwas sieht aus wie ein Hasenschwanz, ich solle das lieber gleich wegräumen, bevor sich der Jäger (unser Nachbar) aufregt, weil unser Kater wildert. Ich wollte mich vorher noch anziehen und zog dann den Rollladen im Schlafzimmer wieder hoch. Der Anblick war grauenhaft: Da lag ein Hase, der sicher so 30 cm groß war, in einer Blutlache, mit aufgeschlitztem Bauch, die Gedärme hingen heraus. Es war wirklich schrecklich. Wir waren sehr böse mit Hugo. Es ist zwar nicht 100 %ig sicher, dass er es war, weil sich auch andere Katzen hier rumtreiben, aber es ist sehr wahrscheinlich. Ich räumte den Hasen weg, was kein Leichtes war, und musste 3 Blutlachen wegbürsten.

Übrigens hat er wieder einen Gefährten, mit dem er gemeinsam rumstreunt, es ist die neue Katze vom Nachbarn 2 Häuser weiter. Sie gehen nachts gemeinsam Streife. Hugo scheint nicht der Typ für einen Einzelgänger zu sein. Wenn ich an mein Elternhaus denke, da haben die Katzen sehr früh ihre eigenen Jungen attackiert, weil sie keine Konkurrenz ertragen konnten. Hugo versucht immer gleich, freundlich Kontakt mit anderen Katzen zu schließen (er versucht es auch bei Hunden, die weniger Freude daran haben…). Vielleicht liegt das auch daran, dass er schon mit 3 Monaten kastriert wurde, da fehlt ihm das Reviergehabe usw. möglicherweise.

Dann erwischte ich ihn eines morgens, spielend mit einem toten Hasen mit etwa 20 cm Länge. Der Hase tat mir unheimlich leid: Ein Kind noch, das sich nicht wehren kann, zu Tode gehetzt. Auch wenn es ein Instinkt der Katze ist, so gibt es doch andere Objekte wie Mäuse, womit wir Menschen mehr Freude hätten, und der Hunger treibt ihn sicher nicht dazu.

Wenn man ehrlich ist, wir Menschen haben eigentlich nicht das Recht, über den Wert eines anderen Lebewesens zu entscheiden. Wir gehen halt viel nach dem Äußerlichen, weil ein Hase so niedlich aussieht und außerdem kein Fleischfresser ist. Aber auch eine Maus, die um ihr Leben rennt und schnauft und zittert und quietscht, ist bedauernswert, auch wenn sie vorher noch mit ihren Verwandten den halben Garten vernichtet hat. Aber wenn man es genau nimmt, ist der Tod beider durch die Katze, Hase wie Maus, ‚natürlich’, und nur wir Menschen sind der Grund, dass die Katze ihren Trieb ausleben muss, obwohl ihr Hunger, den ja wir stillen, das aus unserer Sicht nicht nötig macht.

Ich weiß noch, dass ich Hugo geschlagen und ihm den Hasen genommen habe, damit er versteht, dass ich das nicht will. Und ich habe gedacht: Mit dem selben Recht oder Unrecht, wie du dieses unschuldige Wesen meuchelst, könntest du unter dem nächsten Auto landen. Seit dem lag kein toter Hase mehr bei uns herum.

(C) Sarkastika

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