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13.11.2005, © Vivienne

Bemerkenswerte Filme
Flightplane

Der Albtraum einer jeden Mutter: Stellen Sie sich vor, Sie wachen nach einigen Stunden auf dem Flug nach New York auf und ihre kleine Tochter ist unauffindbar verschwunden… Jodie Foster, selber zweifache Mutter, übernahm den Part dieser Frau im aktuellen Film des Deutschen Robert Schwendtke und durch die zweifache Oscarpreisträgerin lebt die Handlung und man zittert mit ihr um das Leben des kleinen Mädchens, von dem man,  wenn man ehrlich zu sich selbst ist, nicht einmal mit Sicherheit sagen könnte, ob es je wirklich existiert hat…

Zur Handlung, die durchaus fast in Hitchcock-Manier konstruiert wurde: die Triebwerkingenieurin Kyle Pratt, die mit Mann und Kind einige Jahre in Berlin gelebt hat, lässt ihren verstorbenen Gatten nach New York überführen. Er ist auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen, als er vom Dach des gemeinsamen Hauses stürzte. Kyle ist am Boden zerstört, leidet unter Angstzuständen und auch ihr Kind kommt mit der Situation nicht wirklich klar. Kyle möchte mit ihrer Tochter zu den Eltern zurückkehren und checkt auf dem Jumbo Jet jener Fluglinie ein, bei der sie einige Jahre gearbeitet hat – sie kennt die Maschine in und auswendig, und das ist kein Nachteil, wie sich später herausstellt.

Schließlich wird Kyle Pratt nach wenigen Stunden Schlaf wach und ihr Kind ist nicht mehr da. Aber weder das Flugpersonal noch die Passagiere an Bord wollen die kleine Julia je an Bord gesehen haben. Man nimmt Kyle nicht ernst, versteht ihre Sorge nicht und hält sie für nicht zurechnungsfähig. Denn angeblich hat Julia nie eingecheckt, es gibt keine Bordkarte von ihr und mit einer hysterischen Verdächtigung gegen einen anwesenden Araber schürt sie nur Ausländerfeindlichkeit und man zweifelt an ihrer Zurechnungsfähigkeit. Immerhin muss Kyle zugeben, dass sie Tabletten gegen Angstzustände nimmt, seit ihr Mann starb…

„Hier kann niemand verschwinden!“ Ein Satz, den Kyle immer wieder zu hören bekommt und der sie krank macht vor  lauter Angst um ihr Kind aber auch an ihrem Verstand zweifeln lässt. Ist sie wirklich verrückt geworden nach dem Tod ihres Mannes, der angeblich Julia mit in den Tod gerissen hat? Aber ihr Mann liegt allein im Sarg, das findet Kyle heraus, als sie ihren Bewacher austrickst und den Frachtraum durchsucht. Und in der Tat: Kyle und ihre Familie wurden Teil einer perfiden Intrige, für die sie nur zufällig ausgewählt wurden. Aber es geht um sehr viel Geld und deshalb sollen auch Kyle und ihre Tochter bald sterben – denn Julia lebt tatsächlich noch und sie befindet sich versteckt an Bord…

Kyle durchschaut nur nach und nach die Zusammenhänge, und ihr Gegner scheint übermächtig, hat er doch durch eine Stewardess, mit der er verbandelt ist, die Kontrolle über die Vorgänge an Bord und damit alle Fäden in der Hand. Seine Komplizin ließ auch die Bordkarte und den Rucksack der Kleinen verschwinden und löschte deren Daten aus dem Computer. Doch Kyle hat einen großen Vorteil auf ihrer Seite: sie kennt das Flugzeug in- und auswendig und das wird dem Mann zum Verhängnis, der schon ihren Mann getötet hat. Das Finale verläuft packend und mitreißend, mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten…

Der Film lebt von und durch Jodie Foster, sie lässt Schwächen des Drehbuches vergessen und man sieht ihretwegen auch über die eine oder andere Ungereimtheit in der Handlung hinweg. Foster kämpft wie eine Löwin um ihr Junges, bis an den Rand des Erträglichen und oft auch scheinbar ohne jede Aussicht auf Erfolg. Getrieben nur von der Sorge um ihr Kind. Fosters Darstellung verleiht der Kyle Pratt Konturen, Ecken und Kanten – eine lebendige Figur die vor Verzweiflung auch über das Ziel hinausschießt, als sie den Araber falsch verdächtigt oder im Flugzeug für Chaos und Aufregung sorgt.

Auch ihr Gegenspieler, der lange nicht als solcher erkenntlich ist, Peter Sarsgaard, überzeugt mich mit seiner gelungen Gradwanderung zwischen scheinbarem Verständnis und Mitgefühl und Durchtriebenheit. Nur nach und nach lässt er sich in die Karten blicken und offenbart seine Pläne, in denen seine Geliebte, die Stewardess, auch nur eine Marionette ist. Ihm geht es nur um das Geld, das er erpressen möchte und dafür benutzt er Kyle und dafür ist bereit weiter zu töten. Sehr beeindruckend, finde ich, er hat auch mich zunächst geleimt und mimt einen würdigen Widerpart zu Jodie Foster.

Flightplane ist ein sehr guter Film geworden, zwar kein überragender, aber das liegt vor allem am Drehbuch und an Holprigkeiten in der Handlung, und ist mit Sicherheit kein Streifen, aus dem man unbeeindruckt herauskommt. Die Kameraführung ist plastisch, einfach genial, man fühlt sich sehr stark in die Vorgänge einbezogen. Faszinierend für mich die Einsichten in Bereiche des Flugzeugs, die man normaler weise nicht zu sehen bekommt, etwa den Frachtraum. Unbedingt sehenswert also für all jene, die einen spannenden Abend genießen wollen…

Vivienne

 

 

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