Kalt wie ein Fisch… – Aus dem Hinterhof der Seele

Willst du nicht heimgehen?
Hallo!
Es ist Freitagnachmittag.
Schon fast drei Uhr.
Die Stimme der Kollegin.
Sie klang erstaunt.
Ein wenig zumindest.
Mario schüttelte den Kopf.
Ohne aufzusehen.
Es ist noch viel zu tun.
Ein, zwei Stunden noch.
Schönes Wochenende!
Die Kollegin zog die Brauen hoch.
Wie du meinst…
Also bis Montag dann…
Mario lächelte bitter.
Was hatte sie für eine Ahnung!
Nichts zog ihn heim…
Nein.
Nichts.
Daheim…
Gerda.
Eine schöne Frau.
Eine stolze Frau.
Und kalt wie ein Fisch.
Eine Unterleibsoperation.
Frigide.
Mario angelte sich das Fax.
Ja.
Und sie ließ ihn nicht an sich heran.
Nicht mehr.
Zwei Jahre nun schon..
Die Hölle…

Mario schickte die Mail weg.
So.
Das war es.
Er lehnte sich zurück.
Verschränkte die Arme im Nacken.
Starrte an die Decke.
Seine Gerda.
Fast zwanzig Jahre…
Waren sie beisammen.
Besonders feurig…
War sie nie gewesen.
Aber wenn…
Dann ging die Post ab.
Gerda.
Eine religiöse Frau.
Sex.
Nur um Kinder zu zeugen.
Und aus keinem anderen Zweck.
Jungfräulich in die Ehe…
Fast grotesk…
Mario.
Er holte sich Kaffee aus der Küche.
Nun…
Manchmal.
Da ließ sie sich überreden.
Trotz der Sünde…
Mario lächelte bitter.
Er war schon dumm gewesen.
Sich Gerda in den Kopf zu setzen.
Ihr einziger Bruder war Pfarrer.
Und der Onkel auch.
Familientradition…
Aber er, Mario, hatte sie geliebt.
So sehr.
Gegen Gefühle…
Da war man wohl machtlos.
War es nicht so?

Zwei Kinder.
Drei Fehlgeburten.
Gerda.
Sie hatte immer ein Problem gehabt.
Ein gynäkologisches Problem.
Und vor zwei Jahren.
War die Operation notwendig geworden…
Was heißt notwendig.
Unaufschiebbar.
Krebsverdacht.
Der sich nicht bewahrheitet hatte.
Gott sei Dank.
Aber das bisschen Feuer.
Es war erloschen.
Wie eine zarte Flamme.
Im eisigen Wind…
Ein Blick auf die Uhr.
Nein.
Er freute sich nicht heimzukommen.
Irgendwann.
Seine Frau.
Sie sang im Kirchenchor.
Heute Abend.
Große Probe.
Sie war gar nicht daheim.
Und morgen.
Da würde der Pfarrer kommen.
Zum Kaffee.
Das Pfarrfest zu besprechen…

Mario trank den Kaffee.
Schluckweise.
Manchmal.
Da fühlte er sich wie tot.
Wie ein halber Mensch nur.
Gerade erst vierzig geworden.
War es ein Verbrechen?
Sich nach Liebe zu sehnen?
Nach Zärtlichkeit?
Und nach Leidenschaft?
Nein.
Das war es nicht.
Aber Prostituierte.
Die gaben ihm nicht das.
Was er brauchte.
Und er brauchte.
Mehr als Sex…
Mehr als Trieberfüllung…
Mario horchte auf.
Da war jemand an der Tür…
Er stand auf.
Ging aus dem Büro…
Da stand sie.
Im Sommerkleid.
Und mit einem warmen Lächeln…
Mario!
Er nahm sie in die Arme…

Eine Stunde später.
Mario zog sich an.
Während sich die junge Frau räkelte.
Auf der Couch im Vorzimmer.
Nackt…
Er konnte sich kaum satt sehen.
An ihr.
Gerda.
Sie hatte sich selten nackt gezeigt.
Meistens nur nachts.
Im diffusen Licht.
Obwohl sie schön war.
Noch immer…
Mario atmete ein.
Tief.
Entspannt.
Es hatte gut getan.
So gut.
Und er fühlte sich besser.
Seit er Britta kannte.
Seit sie sich trafen.
Einmal in der Woche.
In der Firma.
Wenn die Kollegen längst weg waren…
Mario küsste Britta.
Er berührte ihre Brüste.
Und sein Puls wurde wieder schnell.
Britta.
Ein Engel.
Ihm so nahe…
Und sie forderte nichts.
Nur seine Liebe.
Wenn er sie nicht hätte!

Vivienne

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