Der Tag fängt schlecht an. Die Putzfrau hält sich nicht lange. Gleich nach dem Frühstück werde ich diesem Moritz erklären, das der Saustall heute noch in einen brauchbaren Zustand kommt.
Diese Bettwäsche taugt nichts, viel zu steif, und das Rot passt nicht mehr zu den Tapeten.
Schon 7:35, Frühstück darf kein Zeitfresser werden. Was die
deutsche FT so an Headlines bringt, macht mich noch
wahnsinnig. Die sollten endlich von den Briten lernen. Klar, sauber und eindeutig, reine Economy.
Der Politkram aus Berlin bringt dieses Land nicht voran. Die sollten uns mal machen lassen. Toastbrot und Saeco Kaffee ist das Frühstück, obwohl diese Maschine so einen Krach macht.
Gut, es regnet nicht, dann der 911er.
Die Jungs von oben haben es da wirklich besser. Da sitzt so ein Mützenmann am Steuer. Das, was sicher in dem Benz kein Spaß macht, ist Kaffee zu trinken. Aber mit Mützenmann lassen sich die 40 Minuten deutlich besser ertragen. FT auf dem Rücksitz und bei Regen ein Mützenmann mit Schirm.
Mutter hat immer gesagt, dass es Ihr beim Lesen auf dem Rücksitz schlecht wird. Quatsch, die war immer schon disziplinlos. Der dicke Tanzbär denkt vielleicht genau so und spricht nicht darüber, der nervt mit dem ewigen Gequatsche über seinen X6. Das könnte ein Ansatz für einen Händel sein. Der X6 verschafft dem alten Sack feuchte Augen.
Es wird Zeit. 8:04 Hier im Aufzug war die gleiche Putzfrau am Werk, Schlamperei, Merker setzen. Sattes Geräusch dieser 911er, obwohl der alte immer noch besser klang. Bloß nicht sentimental werden.
Fortschritt lässt sich nicht aufhalten, die Hausse hält an,
Checkliste heute: Teller um Punkt 9:00 nur vom Schreibtisch aus, dann hat der wieder Spaß, bloß jetzt keinen Stau, geht die Nordtangente?
Moritz anrufen den Grauen abfertigen. Jens besser intensiv befragen oder direkt anklagen. Da muss ich flexibel reagieren, je nach dem wie der sich präsentiert, der wird
mir in der letzten Zeit zu frech bei seinen Personalkosten
den Tanzbär einschwören und abblocken, die Performance muss
kommen. Freddy überreden. Snow-Boarden wäre gut und die Kleine kriegen, zum Nachtisch.
Die will ja, die ist reif.
8:48, gut gelaufen. Och, welcher Id.iot steht auf meinem Parkplatz?
„Frau Nöder, geht’s noch, hier steht mal wieder einer auf meinem Platz. Den will ich sofort abgeschleppt haben. Ist er schon da?“
„Gut, bis gleich!“
Wie sieht denn wieder dieser Aufzug aus, alles befingert, na gut, Moritz ist heute dran.
„Moin, Nöderchen Abschleppdienst bestellt, na dann gut. Tasse
Kaffee wäre nett. Denke dran, um Punkt 9:00 brauche ich den
Teller, danach den Moritz. Stelle bitte sofort durch. Der Beckert soll sich bereit halten, wir werden eine Stunde brauchen. Der soll auch sein Balance Sheet vorlegen und mir bloß nicht wieder mit ungefixten Basiswerten kommen, meine Geduld hat Grenzen. Dann will ich eine Stunde nicht gestört werden. Danach erwarte ich Jens.
Mein Kaffee kommt?“
Die ist heute ganz schön lahmarschig.
9:00 „Ja, Guten Morgen Herr Teller, schön das ich Sie erreicht
habe. Sie wollten meinen Bericht. Prognose und Quartalsvorschau haben Sie erhalten?“
„Sicher gerne, das Ertragsziel 07 hatten wir schon im Mai erreicht. Der Umsatz 2008 wird bei weit über 30 Mio liegen. Es bietet sich an, im Budget für 2008 den Gewinn zu verdoppeln. Wie darf ich das im Verwaltungsrat vertreten?“
„Angekommen und gefixt, das werde ich so ansprechen, darf ich Sie hier noch an die noch für uns offene Tantiemeklausel erinnern?“
„Ja, 22% vom Nettoertrag ist ein Wort, wie geht es Ihrem
Handicap?“
„Gut, wir sehen uns bei der Challenge“
Klasse das läuft, jetzt nur noch den Tanzbär überreden. Bei 22% gehen die Put-Optionen noch ins Depot. Liechtenstein ist schwierig, da muss eine bessere Lösung her. 9:27 Wo bleibt Moritz?
„Nöderchen, was ist, eingeschlafen?“
„Moritz, alle Ihre Putzfrauen taugen nichts. Passen Sie mal genau auf, sie machen sich jetzt bewusst, wer Ihnen hier für eine Nichtleistung so viel Geld hinterher wirft. Es sollte doch nicht mein Fehler gewesen sein, Ihnen hier noch einen Zusatzauftrag zu geben.“
„Guter Mann, 9 Euro die Stunde ist mehr als genug.“
„Nein, wenn ich morgens aufstehe und im Gegenlicht Staub sehe,
dann bin ich mehr als ungehalten. Dabei hat sich das Ganze nahtlos hier im Büro fortgesetzt, mein Aufzug ist ein unzumutbarer Dreckstall.“
„Es sind überall ihre Putzfrauen, wenn sie ihr Personal nicht im Griff haben werde ich Ihnen den Vertrag sofort kündigen“ „Schluss jetzt, Ihr Gejammere interessiert mich nicht,
Nachbesserung bis heute Abend, sonst haben sie Morgen ein
Problem!“
Wie konnte ich mir nur diesen Trottel antun, der schwitzt ja schon durchs Telefon! Druck bringt da auch nichts, die Nöder muss sofort eine Alternative besorgen, es gibt hier genug billige Ossis.
„Beckert, für viertel nach Zehn sehen Sie mir viel zu ausgeruht aus! Wo bleiben denn die angekündigten Ergebnisse?“ „Diese Details langweilen mich, die sind wirklich
uninteressant!“
„Jetzt werden sie mal endlich konkret, wir beide haben ein
Agreement.“
„Was hier geht und was nicht, ist nicht Ihr Problem, versuchen sie endlich mal bilanzierbare Basiswerte zu bringen.“
„Kein Lamento, sonst muss ich Ihnen mal wieder erklären wie man diese speziellen Fettnäpfchen tarnt! Mensch Beckert, streuen sie Treibsand darüber, ich will, dass die Leute da rein treten. Beckert, sie als meine Führungskraft werden das lösen, machen sie ihren Leuten Beine, ich will die Leistung haben. Die, die nicht spuren werden wie immer aussortiert. Oder, soll ich das für sie lösen?“
„Wir sind ein kleines feines Unternehmen, unser Wachstum kommt
nur durch eigene Ertragskraft und die muss ich alleine vor dem
Verwaltungsrat vertreten. Der Tanzbär hat hierzu keine Meinung, die braucht er als Techniker auch nicht zu haben. Bei diesem niedrigen Leistungsgrad kann ich keine Gratifikation für die Mitarbeiter vertreten.“
„Wer so einen sicheren Arbeitsplatz hat wie Sie alle, kann dann auch schon mal auf Weihnachtsgeld verzichten. Hierzu will ich jetzt keine Diskussion mehr.“
Der Kerl wird immer sentimentaler. Jetzt hat er wieder Zeit
gewonnen, sein Ergebnis zu verbessern. Wo bleibt Jens?
„Moin Jens, in aller Freundschaft, aber deine Kennzahlen machen mich nicht glücklich. Was ist denn da im Vertrieb bei dir los? Deine Umsätze dieses Jahr kommen nicht auf Touren. Du bist mir allein für das Neukundengeschäft verantwortlich, also bringe Dein Budget! Und jetzt höre mir mal genau zu, bis Düsseldorf sind es auf den Punkt 482 km. Diesen Weg kennt mein 911er im Schlaf und du weißt, der Tacho ist geeicht. Mich wundern dann die 510 km in deinem Fahrtenbuch? Du möchtest doch nicht, das ich dir die 28 Km offiziell von deinem Gehalt abziehe? Das kannst du nur wieder gut machen, wenn du mich zum Essen einlädst, der Tanzbär bleibt hier.“
„Nöder, schau mal, der Jens Martens lädt mich doch tatsächlich
zum Essen ein! Das muss ich dann aber auch richtig ausnutzen.
Bestell doch mal sofort einen Tisch bei dem Franzosen, ja, der mit der großen Weinkarte. Sonst vorerst keine Termine, wir sind um 14:30 wieder hier.“
14:33 , der Wein war Oberklasse, die Austern nicht ganz frisch. Der richtige Nachtisch läuft ja wohl noch hier rum. Die Kleine habe ich heut noch nicht gesehen. Klasse, steht doch im Schichtplan. Zuerst der Tanzbär, ruhig, den kriege ich hin. Hoffentlich hat der nicht wieder Essensreste in seinem Schnauzbart.
„Guten Tag, Herr Kollege, wie war das Essen?“
„Der Vorstand hat heute eine klare Direktive für das Budget 2008 gegeben.“
„24% testiertes Ebit, bedeutet wir sind die Cash Cow, die melken uns. Das zu erreichen heißt: Sparkurs fortsetzen, keine
Lohnerhöhungen bis Ende 2008, das Volk muss mehr Effektivität
zeigen, Gratifikationen gibt es nur in Form von Glückwunschkarten, auch für ihre Truppe.“
„Das war der etwas ungemütliche Teil, wenn wir beide das
gemütlich durchrechnen sieht es für uns bis Ende 2008 ziemlich gut aus. 38% mehr als 2007, nach reinem kaufmännischem Dreisatz, den sie als Techniker wohl auch beherrschen, kommen dann hier charmante 750 Tausend pro Kopf und Anno zusammen. Wenn sie das Konzept mittragen, können wir Ihren X6 sicher noch als laufende Kosten 2007 bilanztechnisch unterbringen. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Leasingrate nicht höher wird, als bei so einer Vorstandskarre. Wobei ich immer noch nicht nachvollziehen kann, was sie an diesem Wagen finden.“
„Ist gut, meine Jungs habe ich in der Spur, wobei der Jens Martens ganz schön geschluckt hat. Soviel ich weiß hat er in Bockenheim mehrgeschossig gebaut. Bei einem so teuren Pflaster muss er ganz schön kämpfen. Der Immobilienmarkt in FFM ist zur Zeit nicht so erlösträchtig. Aber auch er hat verstanden, dass wir als Banker den Gürtel auch mal enger schnallen müssen.“
„Ja sicher, es kommt eben darauf an, dass man seine Mitarbeiter motiviert bekommt.“
„Klar, auch Beckert, der muss sich immer noch richtig strecken und das in seinem Alter. Mit den paar Kröten in den Vorruhestand kann der nicht leben.“
„Lassen Sie uns jetzt die Details festlegen, dann können wir Morgen dem Beirat das Ergebnis präsentieren. Wir sollten bis 18:00 durch sein. Dann kann ich die Zahlen noch aufbereiten lassen.“
Dieser Typ. Wer ist bei dem eigentlich auf Tanzbär gekommen?
Wenn schon, dann höchstens für langsamen Walzer. Dem werde ich noch das Tangotanzen beibringen.
„Frau Nöder, ist Beckert noch da? Was, schon Feierabend, dann
holen Sie ihn mir ans Telefon.“
„Hallo Beckert, sollte ich mir Sorgen machen? Morgens müde,
anschließend einen halben Gleittag, was ist mit ihnen los?“ „Also bitte, ich sage es nur einmal, Sie erhalten gleich eine Mail mit den überarbeiteten Budgetzahlen. Bis Morgen früh 9:00 sind diese in einer von Ihnen erstellten Präsentation eingebunden.“
„Familienfeiern interessieren mich nicht, grüßen Sie Ihre Frau.“
So jetzt kommt die Kür, der Tag ist doch bis jetzt gut gelaufen. Da habe ich mir doch eine große Belohnung verdient. Mal sehen, ob die Kleine alleine ist. Meine Güte, es gab wohl auf der ganzen Welt keinen engeren Pullover. Der Hintern ist ein bisschen zu flach, die Haare zu bunt, aber diese Wölbungen!
„Einen Guten Abend, Kristin, das ist aber eine angenehme
Überraschung. Ich wusste gar nicht, das Sie heute Spätschicht
haben.“
„Schön, das Sie sich so gut hier eingearbeitet haben. Rufen um
diese Zeit noch viele Kunden an?“
„Darf ich ihnen eine Tasse Kaffee anbieten? Wenn Sie hier fertig sind schauen Sie doch mal kurz bei mir im Büro vorbei!“
Die ist so reif, bevor die irgendwo runter fällt, wo sie nicht
hingehört, werde ich sie pflücken.
„Freddy, ich muss Freitag boarden, was hältst du von St. Moritz? Gut, dann treffen wir uns um 10 am Heliport.“
„Gleich habe ich noch einen Termin. Du weist doch, dass mir um
diese Zeit der tägliche Nachtisch zusteht.“
„Ja, nach Genuss kriegst Du deine Mail.“
„Ein Appetizer, no, erst isst der Meister. Sie ist 19, blondbunt, naiv, großbrüstig und ich bin der Chef.“
„Nein diesmal kein Video, heute nur Fotos. Schluss jetzt, ich muss auflegen“
„Da sind Sie ja endlich, jetzt und hier rufen auch keine Kunden mehr an. Sagen Sie doch Lars-Hendrik zu mir.“
„Keine Angst ich bringe Sie in meinem Wagen nach Hause. Ich
spiele gerne Chauffeur und auch andere interessante Dinge.“
Der Tag wird gut enden.
Frankfurter Rundschau vom 31.10.2007:
Banker in seinem Penthouse getötet
Die Polizei steht vor einem Rätsel.
Der 40jährige wurde tot im Bett in seiner Sachsenhausener Wohnung aufgefunden.
Sein Tod trat durch mehrere Schüsse ein.
Von dem oder den Tätern fehlt jede Spur.
(C) I.P.(SchreibtEr) 17.November 2007