Mein Bezug zum Schreiben

Mancher Leser der Bohnenzeitung hat sich vielleicht schon gefragt, ob Ihre © Vivienne denn nichts anderes zu tun hätte als am PC zu sitzen und zu schreiben. Die Frage, die etwas provokant anmutet, ist durchaus nicht völlig unberechtigt. Aber die Wahrheit ist, auch wenn es etwas seltsam klingt, ich schreibe eigentlich zu fixen Zeiten an fixen Tagen – natürlich über Ideen, die mir schon länger durch den Kopf geistern. Da mache ich mir Notizen oder ich speichere schon ein leeres Dokument mit einem Arbeitstitel ab. So kommen bis zu zehn, manchmal auch mehr Beiträge in der Woche zusammen. Das klingt viel, ist es aber nicht wirklich. Ich schreibe – abgesehen vom Wochenende – nur jeden zweiten Tag, und da meist genau zwei Beiträge. Am Wochenende kann es einmal ein wenig mehr sein. Aber eine „Schreib-Maschine“ bin ich wirklich nicht, auch wenn ich mir die Arbeit gut eingeteilt habe. Schließlich brauche ich auch Zeit für andere Dinge…

Der Haushalt hat mich nämlich voll im Griff. Auch wenn es bei mir nicht immer penibel sauber ist und ich etwa nicht jeden Tag abwasche, weil ich mir wegen ein paar Häferl und einem Teller nicht die Arbeit mache. Dazu kostet ein Haustier viel Zeit – meine Katze ganz besonders: ihrem Bewegungsdrang sind seit Beginn ihrer Herrschaft in meiner Wohnung viele zerbrechliche Dinge zum Opfer gefallen. Ein zerbrochener Blumentopf macht mehrfach Arbeit, aber man lernt mit den Eigenarten des anvertrauten Tieres umzugehen. Es ist im Grunde wie ein kleines Kind, und auch in meinem Fall muss die Welt herum so gestaltet werden, dass möglichst wenig passieren kann. Die Katze passt sich nämlich nicht an… Weggeben würde ich das Tier trotzdem nie. Erstens, weil ich einen Narren an ihm gefressen habe und zweitens, weil es grausam wäre. Das hat die Katze nicht verdient!

Am schönsten sind die Tage für mich, wenn ich von meinem Job nach Hause komme und mich nach einem kurzen Check meiner Mails auf der Couch hinlege – ob mit oder ohne Katze hängt von ihr ab. Aber ein wenig dösen und den Arbeitstag abschließen, kann herrlich sein. Vor allem, wenn noch eine Tasse Kaffee daneben steht. Natürlich haben auch meine Freunde ihren Platz in meinem Leben, die entweder auf einen Plausch kommen oder mit denen ich etwas unternehme. Um ehrlich zu sein, ich lebe nicht unbedingt im Luxus, aber ich leiste mir meine kleinen Freuden. Eine solche Freude etwa war das Konzert der Ärzte Samstagabend (4.7.09) – mit einer geballten Ladung Rock’n Roll lässt sich der Alltag wieder etwas leichter meistern. Mein Bad habe ich zu einer Art Meeres-Oase gestaltet, mit Muscheln, mit Kerzen mit Meeres-Symbolen und mit Windspielen. Dazu jede Menge Badezusätze, Duschgele und Lotions – diesen „Luxus“ gönn ich mir!

Seit ich die Wohnung in Linz bekommen habe, versuche ich mein Leben so zu managen, dass ich aus den eher bescheidenen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, das Optimum heraushole. Urlaub ist absehbare Zeit nicht drin für mich, es wäre unverantwortlich, mich deswegen in Schulden zu stürzen. Trotzdem versuche ich das Leben zu genießen, und das tue ich durchaus. Das Schreiben nimmt einen sehr wichtigen, wenn nicht den wichtigsten Bereich in meinem Leben ein: ich verarbeite speziell die letzten beiden Jahre sehr vieles auch aus meinem Leben und den Veränderungen in unterschiedlichen Gedanken aber auch Geschichten. Überhand nehmen soll das Schreiben aber nicht, einmal abgesehen davon, dass mir dann irgendwann die Ideen ausgehen könnten. Alles hat seine Zeit, darum haben Webmaster Peter und ich auch die Updates so festgelegt, dass sie uns nicht “einengen“ oder die Freude an dieser Arbeit zu einer „Pflichtübung degradieren. Alles, was zum „Muss“ gerät, verliert nämlich an Substanz und Feuer, fast wie ein vorgetäuschter Orgasmus…

Von mancher Seite ist mir vorgeworfen worden, ich würde mich in meiner Wohnung einigeln und mich von der Außenwelt abschotten. Das trifft ganz sicher so nicht zu, ich habe nur gelernt mich von Leuten abzuschotten, ohne die ich viel besser dran bin. Dass ich kein Interesse daran habe, fremde Leute in meine Wohnung einzuladen, kann man mir nach dem „Übergriff“ eines selbst verliebten Idioten nicht übel nehmen, der sich bei einem Blind Date einen Durchmarsch gleich in mein Schlafzimmer vorgenommen hatte. Diese Suppe habe ich dem Herrn ordentlich versalzen, und seither sehe ich mir die Leute noch etwas genauer an, mit denen ich mich abgebe. Aber auch wenn ich gerne sage, ich wäre mit meinem Laptop verheiratet, so hat doch dieser auch nicht mehr als die festgesetzte Zeit, die ich ihm zugestehe. Schreiben ist mein Leben, das stimmt schon, aber es beherrscht mein Leben nicht und es ist ganz sicher nicht so, dass ich nichts anders zu tun hätte… Beileibe nicht.

Wie nie zu vor hat man in den letzten zwei, zweieinhalb Jahren versucht Einfluss auf mich und meine Lebensgestaltung zu nehmen. Auch wenn ich von der Veranlagung her ein eher passiver Mensch bin, der oft erst dann zu schreien anfängt, wenn die Grenzen zum xten Mal massiv verletzt wurden, habe ich seitdem das Schreiben als mein Sprachrohr auserkoren. In manchen Geschichten und Gedanken verarbeite ich nämlich schwelende Konflikte aus diesen Bereichen und drücke das aus, was ich im Alltag oft stillschweigend hinnehmen muss, obwohl es mich wurmt. Nach und nach hat es mir aber immer mehr Freude gemacht, auf diese Weise, mit dem Schreiben nämlich, quasi Rache zu nehmen. Die Feder ist ein scharfes Schwert… Aber nicht nur natürlich, liebe Leser – zweifellos sind solche Möglichkeiten aber ein netter Nebeneffekt. Zumeist, das kann ich Ihnen versichern, schreibe ich doch um des Schreibens Willen…

© Vivienne

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