Soll ich mich denn töten?
Oder doch besser der Liebe frönen,
dem Küssen , dem Liebhaber, der wie
pures Gold glänzend und wie Zucker,
der das Blut aufsaugt, süßer die Natur
mich je beschenken könnte.
Du bist verlegen, in deiner schroffen
Nacktheit. Schöne Rosen könnten
dich wiederbeleben; sie sind rot wie
Blut und lassen dein Herz schneller
schlagen. Tanzen müsste man können,
doch harte Männer tanzen eben nicht,
-so hört man. Aber die Leichtigkeit
der Zukunft, noch nicht ausgelebt,
schwebt wie ein Schmetterling in
hohe Lüfte und wird uns bald beglü-
cken.
Du hast ja Tränen in deinen schönen,
großen blauen Augen. Hast du die
Liebe gesehen, wie ein Stück Gold
in deinen Händen haltend. Die Liebe
zieht dir die Schuhe aus und auf dem
Gipfel der Lust, scheint Schnee zu
liegen, der in deinen kalten Händen
munter zwickt. Würdest du jetzt
sterben? Würdest du von allem los-
lassen können, wie ein Kind von
seinem Spielzeug? Dann frage Gott,
der Ritter zwischen Gut und Böse,
er wird dir eine Antwort schuldig
bleiben. Wirst Du dennoch an ihn
glauben? Oder träumst du leise dem
Tod entgegen?
Wilhelm Westerkamp