Eine enge Freundin hat kürzlich etwas erwähnt, dass mir sehr zu denken gab, und wo es mir sehr wichtig war, darauf einzugehen. So in der Art wie: Es ist so viel Unrecht und Leid auf der Erde, dass man sich manchmal fragt, wo der angeblich so gerechte und gute Gott ist. Es ist so, dass das eine Glaubensgrundsatzfrage ist und sich die wohl leider sehr viele Menschen stellen, bzw. weil sie die Antwort darauf nicht wissen, sehr viele Menschen an Gott zweifeln oder ihn gar ablehnen oder seine Existenz leugnen.
Ich bin schon seit einiger Zeit zu der Erkenntnis gelangt, die ich in einem Buch, das mir kürzlich eine Freundin borgte, bestätigt fand. Das Buch erklärt sogar noch einen Schritt weiter so manche Verwirrungen zum Thema Glauben. Obwohl ich gut im Formulieren bin, fällt es mir in diesem Thema noch eher schwer, die richtigen Worte zu finden, um Menschen mit meiner Meinung nicht abzuschrecken oder zu verletzten und nicht als naives Dummchen dazustehen oder als verzweifelter ‚Missionar‘. Ich bin weder das eine, noch das andere, ich bin lediglich froh, wenn ich vielleicht mit einleuchtenden erklärenden Worten jemandem in einem Glaubenszweifel eine Hilfe sein kann:
Man muss sich einmal klarmachen, Gott hat weder Krebs noch Krankheiten erfunden, um uns zu strafen. Viel mehr hat vieles davon der Mensch selbst verschuldet, oder die Abläufe in der heutigen Gesellschaft verschlimmern die Auswirkungen, der Versuch, Krankheiten zu bekämpfen, verhindert, dass unser Körper lernt zu erstarken und mit der Krankheit umzugehen. Gott hat nicht die Autos erschaffen, die so viele Menschen tagtäglich töten, auch keine Pistolen und sonstigen Waffen. Selbst für Hungsernöte und Naturkatastrophen sind wir zum Großteil selbst verantwortlich und wollen das Prinzip der natürlichen Auslese nicht auf Menschen angewandt sehen. Und Gott hat keine Hamburger mit Cola und keinen Schweinsbraten auf Bäumen wachsen lassen. Niemand verabscheut den, von Menschen gemachten, Krieg mehr als Gott, und er hat keine Menschen dazu bestimmt, auf der Straße zu betteln. Sehen wir zuerst einmal ein, Gott ist nicht schuld daran, wenn es uns schlecht geht.
Aber das führt uns zur nächsten Frage: Warum hilft er uns nicht – selbst wenn wir beten? Stellen wir uns vor, wo würden wir sein, wenn es regnet, weil der Nachbar darum bittet? Wenn Menschen sterben, weil sie jemand für böse hält, was sie vielleicht auch sind? Wenn niemand stirbt, weil die Verwandten sie nicht gehen lassen wollen? Wie wäre unsere Welt, wenn es keine Natur gibt, wie wir sie kennen, sondern ständig Gott den Zauberstab schwingt, und wie ein Hanswurst unsere Bitten erfüllt? Wie, wenn mehr Schutzengel als Autos draußen herumsausen würden, um unsere Dummheiten und unsere Fehler auszumärzen, Krankheiten wegzaubern, Verbrecher in die Wüste zu schicken, Lügnern eins überbraten, Ignoranten die wahre Lebensphilosophie einimpfen?
Und selbst wenn dem so wäre? Würden wir es ihm danken? Oder würden wir zu schimpfen anfangen, warum wir überhaupt erst bitten müssen und nicht alles von selbst richtig läuft? Würden wir mit der Zeit vielleicht klagen, warum das Leben so langweilig und perfekt und vorhersehbar ist? Und wie sollte Gott das Problem der Überbevölkerung lösen, weil niemand mehr alt werden, krank werden und sterben will? Was ist mit den Bitten, von denen uns selber nicht bewusst ist, dass sie uns schaden? Was mit den Nöten, wo sich erst später herausstellt, dass sie von Nutzen waren? Wir würden trotzdem immer unzufrieden sein und mit dem Finger auf Gott zeigen, der ja nur so tut als ob er gut wäre.
Was wäre mit den Ungläubigen unter uns, die behaupten was geschieht, geschieht einfach, ohne Gottes Zutun, zufällig. Sollen die eine Show vorgeführt bekommen mit aller möglichen Zauberei, am besten schriftlichen Beweisen, und wenn möglich täglich, und der dringenden Bitte, man möge doch glauben und ab und zu danke sagen für die vielen Gefallen und erfüllten Wünsche? Was ist mit den Bitten, die einer erfüllt sehen will, der andere auf keinen Fall?
Sehen wir es ein: Es geht einfach nicht, dass Gott sich ständig in unser Leben einmischt. Weder nach unserem Geschmack – denn so oft bitten wir um das Falsche, noch nach seinem Geschmack – wie schnell wären wir unzufrieden und würden seine Entscheidungen kritisieren und hinterfragen. Und der Tod ist keine Strafe und kein Ende, auch wenn er Verlust eines Angehörigen immer weh tut. Man darf vertrauen, dass das Leben nach dem Tod wesentlich schöner als das auf der Erde sein wird.
Ich habe Adam und Eva früher immer als eine Art Symbolgeschichte gesehen für die Art, wie wir auf der Erde leben oder leben müssen. Ob wir die Geschichte nun glauben oder nicht, im Prinzip geht es genau darum: Wir hätten alles haben können, den Himmel auf Erden, keine Probleme, nur Herrlichkeit, mit der kleinen Bedingung, uns mit dem Vielen, was Gott uns gegeben hat, zu begnügen, und uns von dem Wenigen, das Gott verboten hat, fernzuhalten. Doch Adam und Eva wollten das genau so wenig, wie wir es wahrscheinlich wollen würden – nichts Unvorhersehbares, nichts Spontanes, Zufälliges, Spannendes – einfach nur schön leben, das ist uns Menschen leider zu einfach.
Nun, die Konsequenz kann nur eine sein: halten wir unseren Teil der Abmachung nicht, platzt der Deal, und auch Gott erfüllt sein Teil nicht. Das ist fair.
Trotzdem dürfen wir Gott um alles Bitten, nichts freut ihn mehr, als wenn wir ihm vertrauensvoll unsere Sorgen in die Hand legen. Gott wird auf die eine oder andere Art das Richtige damit machen, auch wenn wir es oft nicht gleich erkennen können. Niemand kann erwarten, dass Gott auf ein trotziges Kurzgebet 1 x im Jahr reagiert, weil man ergänzt: wenn Du nicht hilfst, dann gibt es Dich nicht, oder Du bist böse. Und wenn er hilft, dann war es ja doch wieder nur ein Zufall, wenn kein Begleitschreiben mit Stempel und Unterschrift dabei war.
Wir bemerken ja nicht einmal, wie oft uns Gott zu Hilfe kommt – etwa indem er einen Freund an Dich denken lässt, damit der Dich anruft und Du ihm Dein Leid klagen kannst, oder Fahrschein zu kaufen vergessen, und es kommt kein Kontrolleur, oder um ein Haar hätte Dich ein Auto erfasst. Es gibt so vieles, das wir nur dem Zufall zuschreiben, nicht zu schätzen wissen, nicht verstehen. Und in Wirklichkeit hatte Gott seine Hand im Spiel, für Dein Gebet, oder das eines guten Freundes für Dich.
Bis dahin war für mich das schon lange klar. Und Gott ist nicht auf die mathematische Wahrscheinlichkeit seiner Existenz zu reduzieren. Ein Blick in die Natur ist Beweis genug. Er liebt uns, jeden einzelnen von uns, doch wir zweifeln, wenn wir von einem Erdbeben, einem Terroranschlag, einem schlimmen Autounfall oder einer Seuche hören, und vom Kindersterben in Afrika, Verstümmelung von Frauen, Krieg, Vergewaltigung, Versklavung. Wir können aber nicht heile Welt haben und trotzdem einen eigenen Willen haben und tun was wir wollen.
Das Buch geht noch einen Schritt weiter, es wird die Existenz des Teufels erklärt, vieles mit entsprechenden Bibelstellen veranschaulicht und klargelegt, dass es eine Art Gleichgewicht geben muss zwischen beiden Mächten Gut und Böse, um von Gerechtigkeit sprechen zu können, was viele Einmischungen für Gott unmöglich macht. Im weiteren Verlauf des Buches wird das Leben nach dem Tod und der Ablauf des jüngsten Gerichts erklärt.
Eines ist jedoch sicher, wer GLAUBT (und das heißt: einer Lehre anhängen, fest vertrauen, NICHT: vermuten, annehmen, hoffen), der muss keine Angst haben, und das schenkt mir persönlich ein großes Stück Lebensqualität!
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