Goldiges?

„Miller, wir brauchen was über Gold. Die Entwicklung des Goldpreises interessiert die Leser und wir können es uns nicht leisten, hier nicht die Entwicklung zumindest nachzuzeichnen. Ist es Ihnen eigentlich bewusst, dass hier ein ganz eigener Vorgang abläuft, der so gar nicht zu den allgemeinen Trends der Wirtschaft passt?“

Goldiges also?
Na gut, ich hätte den Editor ja einfach mal fragen können, was ihn dazu bringt, hier dem Markt mit dem Edelmetall eine besondere Intelligenz zu unterstellen. Ich hätte ihn ja auch fragen können, worauf dieses Unvorstellbare, ständig steigender Goldpreise eigentlich beruhe. Hätte allerdings dann auch für mich bedeutet, mir einen Vortrag über das Sicherheitsbedürfnis von, in ihrer tiefsten Seele beunruhigter Zeitgenossen, anhören zu dürfen, der in der Summe mehr Fragen aufwürfe, als auch nur die meinigen in irgend einer Weise zu beantworten.

Also ran an die Recherchetrommel.
Ach ja, 150 lange Jahre war die Menge gedruckten Geldes, in beinahe allen Staaten der Welt strickt an die Menge des jeweils national gehorteten Goldvorrates gebunden.
Staaten, die etwas gelten wollten, hielten sich auch daran.

Dabei traten zwei Globale Effekte ein. Zum Ersten blieb eine Währung stabil, da ja die Menge Goldes in Tresoren tief unter der Erde im Gegensatz zu irgendwelchen instabilen Währungen, sich nicht vermehren konnte.
Zum Zweiten war der Goldpreis nicht ständig irgendwelchen Schwankungen unterworfen. Die gesamte Menge des bisher geförderten Goldes weltweit, entspricht in etwa dem Inhalt eines Würfels mit einer Kantenlänge von gerade mal zwanzig Metern.
Was verdammt nicht wenig ist. Aber in Hinsicht auf die sonstige Leistungskraft Nationaler Wirtschaften, auch nicht besonders viel.

Richard Nixon war es schließlich, der den Stein oder besser den Goldklumpen ins Rollen brachte.
Als der Vietnam-Krieg selbst für die Amerikaner unbezahlbar wurde und mehr Dollar gebraucht wurden, als Gold vorhanden war, koppelte er einfach den Dollar von der im Fort Knox bislang eisern geparkten Goldmenge ab.

Im Endeffekt handelten sich die Amerikaner damit ziemlich schnell das ein, was unter Experten eine Hyperinflation genannt wurde.
Die sich dann doch noch durch die schiere Bedeutungskraft der einstigen Leitwährung US-Dollar weltweit, noch ein klein bisschen im Rahmen hielt. Man konnte oder wollte einfach nicht auf den „Greenback“ verzichten.
Deutschmark, Britenpfund oder Schweizerfranken konnten, der absolut nicht mit den USA vergleichbaren Wirtschaftskraft der Europäer wegen, der US-Währung nicht einfach den Rang ablaufen.

Auch ohne Goldbindung konnte sich der Dollar noch jahrelang halten. Allerdings auch nur wegen großzügiger Stützungskäufe durch die, im Kalten Krieg scheinbar sehr verängstigten Westregierungen.

Trotzdem flüchteten, sonst eher Zinsfixierte, auf die Anlageform Goldbarren. Was natürlich auch den Preis wiederum befeuerte.
Doch Gold ist eben nicht das zinsbringende Anlageobjekt, welches unentwegt umgeschichtet werden will, nur um durch Cleverness noch mehr Werte zu schaffen. Da boten sich doch eher die „Natürlichen Anlageformen“, nicht zuletzt die von noch clevereren Bankenprofis, lancierten Derivate, Verschreibungen und Fonds.
Auf Gold-Tief folgte Gold-Hoch, nur um schließlich wieder im Tief zu versinken.

Kostete die Feinunze im Jahre 1980 noch ganz stolze 800 Dollar, was inflationsbereinigt heute etwa 2.400 Dollar entspricht, sieht diese das letzte Allzeithoch im Dezember dieses Jahres noch bei vergleichbar kümmerlichen 1216 Dollar.

Der Aufstieg von dann also jahrelang wieder etwa 300 Dollar, begann mit dem „elften September“, also dem Tag, als die Erde stillstand. Als der Süden Manhattans in einer Staubwolke gigantischen Ausmaßes versank. Als eine Handvoll Verblendeter der Supermacht USA und damit dem Dollar den Krieg erklärte. Und diese Supermacht unmittelbar den Fehdehandschuh aufnahm.

Nun, Gold ist einfach immer nur da. Es verbrennt nicht, verliert nicht an Glanz und Gewicht und bringt keine Zinsen.
Doch es lässt sich vergleichsweise gut in die jeweils klingende Münze verwandeln. Der Schmuckanteil ist verschwindend gering und kann eigentlich für die Wertermittlung vernachlässigt werden. Hier ist wiederum eher der Rohstoffmarkt für Wiederverwertbares, also der Gebrauchtgoldhandel die erste Adresse.
Die Industrie dürfte auch keine allzu große Einflussnahme auf die Entwicklung der Preise haben. Im Gesamtumsatz mit Gold, stellt das Technische Gold auch eher ein Nischenprodukt dar.

Die ganz große Menge an handelbarem Gold, dürfte also als reines Anlage- und Spekulationsobjekt einzustufen sein. Also Angst bestimmt hier einfach die Anlageform.
Doch kann mir mal einer sagen, wohin die Reise geht?

Soll ich jetzt noch aufspringen? Auf den Goldexpress? Steigt der Goldpreis noch, oder haben diese Skeptiker Recht, die schon wieder „Blase“ rufen?
Wovon, verdammt, wenn schon nicht von allgemeinen Trends in der Welt-Wirtschaft, hängt dieser blöde Goldpreis den eigentlich ab?

Nun gut, Hyperinflation als Indikator hatten wir ja schon. Doch innerhalb einer Hyperinflation nutzen steigende Goldpreise bekanntlich überhaupt nichts, da ja hier eigentlich nur die Verluste an Kaufkraft wieder ausgeglichen werden.
Also rein vorsorglich Gold horten?

Die wichtigsten Nachrichten für die Freunde des Güldenen Scheines, sind die, die zum Beispiel verkünden, dass das Emirat Dubai ab sofort nicht mehr für die Schulden des Staatskonzerns „Nakheel“ einstehen will. Oder, dass Staaten wie Griechenland, Italien, Spanien und Irland, das Mehrfache ihrer Wirtschaftskraft, bisheriger billiger Zinsen wegen, bereits verzockt haben und daher ihre Zinsverpflichtungen nicht mehr voll bedienen können.

Gold wird gekauft, solange die Kosten den Wertgewinn nicht auffressen. Steigt eine Inflation über zwei Prozent pro Jahr, erwartet alle Welt einen noch größeren Wertverlust des Geldes und die Notenbanken erhöhen die Zinsen um dämpfenden Einfluss zu erreichen. Bei steigenden Zinsen rechnet sich allerdings auch die Anlageform Gold nicht mehr und die Großen steigen aus. Was natürlich wieder auf den Goldpreis drückt.

Also, ob der Goldpreis in drei Jahren bei 3.000 oder bei 150 Dollar liegt, scheint eine reine Glaubensfrage zu sein. Hier irgendwelche schlüssigen Regeln aufstellen zu wollen, grenzt beinahe schon an Blasphemie. Ich sehe mich hierzu außerstande. Möchte ich es mir doch nicht auch noch mit der Kirche verderben.
Obwohl, jetzt in der Weihnachtszeit, dürfte der Focus in nicht wenigen Familien, weitab jeder Wertschöpfung, doch beim Erwerb diverser Schmuckstücke stehen.
Wie sagte meine bessere Hälfte beim Anblick ihres Schmuckkästchens, nach meiner unvorsichtigen Erwähnung des Wortes Gold?

Nur gut, das ich ihr das mit der Wandelbarkeit des zur Zeit unverschämt hohen Goldpreises, noch mal in aller Ausführlichkeit erklärt habe. Und dafür, dass ich ihr, meines Wissensvorsprunges wegen, Paroli bieten konnte, danke ich dir, Editor.

A.S. 2009

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