Liebeskrank – Teil 19

Frank fällt fast das Handy aus der Hand als er mich hört.
Du?
Schläfst du nicht?
Ich reibe mir ungläubig die Augen.
Was machst du da?
Mit wem telefonierst du überhaupt?
Und wieso sollte ich dir davon laufen?
Frank beendet das Gespräch mit einem Freund schnell.
Dann sieht er mich unsicher an.
Das fragst du?
Du, ich merke das doch.
Wie oft du mit deinen Gedanken ganz woanders bist.
Dann bist du einsilbig.
Du wirkst dann fast kalt.
Und ich frag mich…
Frank hält inne.
Ich frag mich, ob du an Gabriel denkst.
Ob du manchmal mit ihm telefonierst.
Und ab und zu wenn wir uns in den Armen liegen…
…oder miteinander schlafen…
ich frag mich, ob du von ihm träumst dabei…
Franks blaue Augen blicken traurig.
Seine Worte klingen fast bitter.

Ich kann nur den Kopf schütteln.
Es ist merkwürdig.
Eifersüchtig auf Gabriel.
Das ist doch vorbei.
Ich träume auch nicht von ihm…
Schließlich gehe ich auf Frank zu.
Fall ihm um den Hals.
Nur um ihn zu spüren.
Fünf Minuten später sitzen wir auf der Couch.
Und ich versuche Frank zu erklären, was in mir vorgeht.
Wie lange ich allein war.
Wie schlimm die Zeit nach der Vergewaltigung war.
Wie mich mein Freund verließ.
Und dass ich manchmal Angst habe, an zu viel Nähe zu ersticken.
Ich muss es erst wieder lernen.
Wie ich dir neulich schon sagte.
Manchmal hab ich Angst, dass du mir sagst.
Mit dir kann man ja nicht leben.
Ich brauche ein wenig Verständnis.
Nachsicht, wenn du so willst.
Ich lächle Frank unsicher an.
Und eine lange Leine.
Frank lacht.
Ich weiß nicht, ob sich diese Anspannung in ihm wirklich gelöst hat.
Diese Anspannung, die ich spürte als er telefonierte.
Mein Gott!
Er hat Angst ich laufe ihm davon!

In der Früh verschlafen wir.
Es war fast 2:00 Uhr als wir zu Bett gingen.
Mein Rücken schmerzt wieder.
Keine Zeit für Frühstück.
Gerade Zeit für Katzenwäsche.
Frank bringt mich in die Arbeit.
Er hat Gleitzeit, da ist es nicht so problematisch.
Einige Kollegen beobachten uns als wir uns verabschieden.
Ihr Grinsen ist leicht anzüglich.
Aber ich reagiere nicht auf die Bemerkungen.
Ich versuche mich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Es fällt mir nicht leicht die vergangene Nacht beiseite zu schieben.
Und ich bin froh, dass Frank nicht anruft.
So kann ich meine Gedanken besser beisammen halten.
Ich arbeite länger als sonst.
Ein paar Sachen müssen noch raus.
Mein Rücken schmerzt den ganzen Tag.
Ich muss fast lachen, obwohl es wirklich weh tut.
Wer hätte gedacht, dass diese Akrobatik gestern Abend auf der Couch solche Auswirkungen haben würde.
Es ist fast 18:00 Uhr als ich abstemple.

Auf dem Weg zum Bus erreicht mich Franks Anruf.
Seine Stimme klingt warm.
Ich freue mich heimzukommen.
Die Tür ist schon offen als ich aus dem Lift steige.
Frank werkt in der Küche.
Es duftet nach Gemüse und Nudeln.
Salat steht in einer Schüssel am Tisch.
Ich teile die Teller und das Besteck aus.
Dann erst gehe ich in die Küche zu Frank.
Frank sieht mit der Schürze putzig aus.
Wir lachen.
Frank jagt mich dann wieder hinaus.
Fünf Minuten später kommt er mit dem Essen.
Und plötzlich hat er einen Strauß Rosen in der Hand.
Duftende, orangefarbene Rosen.
Meine Lieblingsblumen.
Frank küsst mich.
Willkommen daheim.
Ich lese leise Angst in seinen Augen.

Später am Abend sitzen wir wieder beisammen.
Reden über alles Mögliche.
Ein ganz normaler Abend.
Und doch besonders.
Wir sitzen da.
Mein Kopf ist an Franks Schulter gelehnt.
Er hat seinen Arm um mich gelegt.
Nur eine Lampe brennt.
Im Hintergrund Musik.
Nicht zu laut.
Ich spüre, wie mir die Augen zufallen.
Nie zuvor habe ich größere Geborgenheit verspürt.
Mein Handy unterbricht die Idylle.
Ich kenne die Nummer nicht.

Und traue meinen Ohren nicht.

Stefans Stimme überschlägt sich.
Unser Mädchen ist da!

© Vivienne

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