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 Home Prosa Aus dem Hinterhof der Seele

04.11.2005, © Vivienne

Rückkehr der Vergangenheit

Zuerst habe ich gar nicht bemerkt.
Dass du es bist.
Die da in den Zug einsteigt.
Du trägst nämliche andere Brillen.
Und rosa Strähnchen im Haar!
Rosa Strähnchen!
Im ersten Moment hast du wie eine Schülerin auf mich gewirkt.
Aber so viel jünger bist du nicht wie ich.
Nein.
Diese Farbe…
So was sieht billig aus in deinem Alter.
Aber du musst es wohl selbst wissen.
Wenn du billig aussehen möchtest…
Ich weiß nicht genau.
Woran ich dich dann doch erkannt habe.
Etwas im Blick von dir.
Vielleicht auch deine Bewegungen.
Ich weiß noch.
Plötzlich fröstelte ich.
Und starrte vor mich hin.
An einen imaginären Punkt.
Ein kleiner Schock.
Mit dir hatte ich heute nicht gerechnet.
Eigentlich überhaupt nicht mehr.
Ich hatte dich aus meinem Leben gestrichen.
Beinhart.
Bei mir ist kein Platz für…
…eine Zuträgerin.
Eine Opportunistin deiner Sorte.
Du hast dich gemausert.
Du hast es verstanden.
Dich mit wichtigen Leuten gut zustellen.
Mit nützlichen Leuten…
Engelslarve…
Und eine berechnende Seele.
Ich war auch so eine Rechnung in deinem Leben.
Vor ein paar Jahren.
Dich um mich zu kümmern sollte dich weiter bringen.
Hat es letztlich auch.
Auch wenn ich nicht das war.
Für das mich alle hielten.
Ganz speziell deine Mentorin…

Du hast mir Freundschaft vorgegaukelt.
Alles Lüge.
Aber das mache ich dir nicht zum Vorwurf.
Wohl eher deine Falschheit.
Und deine Zielstrebigkeit.
Das was du getan hast.
Dafür gibt sich nicht schnell jemand her.
Das ist ein Charakterzug.
Ein ganz markanter.
Entweder ist man so mies.
Oder man ist es nicht.
Und dein Charakter ist ganz sicher verdorben…
Hinter den blonden Locken.
Mit rosa Strähnchen…
Du bist vorbeigegangen an mir.
Mit einem unsicheren Seitenblick.
Du hast mich sicher früher erkannt.
Als ich dich.
Ich habe mich kaum verändert.
Und ich verkörpere dein schlechtes Gewissen.
Ich erinnerte mich wieder.
Vor einiger Zeit hatten wir uns schon einmal wieder getroffen.
Auch im Zug.
Damals hast du mich angeredet.
Kurz vor dem Aussteigen.
So, als wäre nie etwas gewesen.
Aber ich ignorierte dich.
Wir haben nichts zu reden!
Ließ ich dich wissen.
Mit kalter Stimme.
Heute verließ ich das Abteil.
Wortlos.
Du sahst mir zu.
Wie ich in die Jacke schlüpfte.
Und mit Tasche und Schal verschwand.
Nein!
Keine Chance.
Ich würde mich nicht noch einmal anreden lassen.
Von dir.
Du hast jedes Recht darauf verspielt.

Du hast mir nachgestarrt.
Als ich weiter vorn dann ausstieg.
Und mit einem Bogen um dich heimging.
Du sahst beleidigt aus.
Wie eine Katze.
Die ihre Ohren zurücklegt.
Weil sie nicht ihren Willen bekam.
Ich konnte es erkennen.
Aus den Augenwinkeln.
Na dann!
Auf ein Neues in ein paar Jahren.
Vielleicht kenne ich dann nicht mehr.
Weil dein Haar nur noch rosa ist.
Oder auch himmelblau.
Wie auch immer.
Hübsche Larve.
Fauliger Charakter.
Das bleibt.
Fällst du auch auf die Butterseite.
Zumindest oft.
Aber nicht für immer.
Du änderst dich nicht.
Du suchst immer deinen Vorteil.
Und darum wirst du auch einmal straucheln.
Und fallen.
Ganz tief.
Ich kann es erwarten…

Für U.Ö. – auch wenn du es nie lesen wirst…

Vivienne

 

 

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